Sophie Lange: Geschichte und Geschichten der Eifel

Abschied

Am 28.2.2023 starb unsere liebe Mutter Sophie Lange.
Wir haben ihr viel zu verdanken und trauern gemeinsam.
Gerlinde, Margit und Michael

Sophie Lange (1936 - 2023)

3 Matronen, 3 Äpfel, 3 Generationen (Margit, Nora, Sophie) Foto: F.-J. Kochs

Viele Jahrzehnte bis zu ihrem Tod 2023 beschäftigte sich Sophie Lange mit der Geschichte der Eifel. Schwerpunkte ihrer Arbeit waren: Matronenkult, Frauengeschichte, Kelten- und Römerzeit, altes Brauchtum sowie Sagen und Mythen. Zu diesen Themen hat sie mehrere Bücher und viele Berichte geschrieben; außerdem Erzählungen aus der Eifel und kleine Gedichte.

Klicken Sie oben links, und finden Sie Geschichte und Geschichten der Eifel. Sie können ihre Bücher kennen lernen und mehrere Berichte aus verschiedenen Publikationen nachlesen. (Die Archivierung wird laufend fortgesetzt).


Ein Leben in der Eifel

Sophie Lange mit Vater Franz Roosen (Foto: privat um 1940)

Kurzbiografie von Sophie Lange - aufgeschrieben von Michael Lange

Unsere Mutter Sophie Lange wurde am 26. Februar 1936 in Aachen geboren. Sie wuchs auf als zweite Tochter von Maria und Franz Roosen auf einem Bauernhof in Beggendorf, nahe Baesweiler. Gemeinsam mit ihren Geschwistern Marlies, Annemie, Franz und Bärbel durchlebte sie eine schöne Kindheit auf dem Dorf. Erst der Krieg zerstörte die Idylle. Sie erkrankte an Diphterie und lag viele Wochen fern der Heimat in einem Lazarett. Nach dem Schulabschluss hätte sie gerne weiter gelernt und vielleicht Geschichte studiert. Aber das war für sie als Bauerntochter, wie damals üblich, nicht vorgesehen.

Sie machte eine Banklehre in Geilenkirchen und lernte bei einer Fortbildung den gelernten Landwirt und Bankkaufmann Willibald Lange kennen. Die beiden heirateten 1962 und zogen in die Eifel. Ihr Mann hatte dort eine Anstellung erhalten. Er leitete etwa 30 Jahre lang die Raiffeisenbank Nettersheim. Sophie Lange kannte in Nettersheim niemanden. Die Eifel war für sie zunächst eine raue Gegend, fern von zu Hause.

Seit 1967 lebte sie mit Ehemann und drei Kindern in einem Neubau am Höhenweg. Die drei Kinder Michael (* 1963), Margit (* 1964) und Gerlinde (* 1968) brachten viel Freude, aber auch jede Menge Arbeit. Anschluss an die Dorfgemeinschaft fand Sophie Lange im Eifelverein, wo sie später als Schriftführerin wirkte. Außerdem führte sie mit ihrem Mann die Kasse der Pfarrgemeinde.

Zur Autorin wurde sie in den 1970er Jahren. Sie schrieb viele Artikel für den Lokalteil „Schleiden und das Eifelland“ der Kölnischen Rundschau. Beliebt waren ihre Kolumnen, die unter dem Pseudonym „Rochus“ veröffentlicht wurden. Sie handelten vom Dorfleben, von Mythen und Geschichten aus der Eifel und manchmal auch von Erlebnissen mit ihren Kindern.

Nachdem die Kinder flügge waren, beschäftigte sie sich mit der Geschichte der Eifel, insbesondere der Frauengeschichte. Sie durchwühlte alte Zeitschriften und Jahrbücher, und immer wieder fuhr sie zum Kreisarchiv nach Euskirchen. 1992 veröffentlichte sie ihr erstes Buch mit dem Titel: „Küche, Kinder, Kirche.“ Der Frauengeschichtsverein Köln und das Frauenmuseum Bonn wurden bald auf ihre Arbeit aufmerksam.

Sie interessierte sich besonders für ein Heiligtum auf der Görresburg bei Nettersheim. Die Matronen aus drei Generationen, die seit keltischer Zeit dort verehrt werden, sind Schutzgöttinnen, die von den Römern übernommen wurden. In ihrem Buch „Wo Göttinnen das Land beschützten“ beschrieb sie archäologische Funde ebenso wie geschichtliche und mythologische Hintergründe. 2021 hat sie dieses Buch überarbeitet und aktualisiert. Immer wieder besuchte sie das Heiligtum und machte Führungen. Matronen, keltische Kraftorte und christlich, katholische Tradition passten in ihrer Spiritualität gut zusammen.

Sophie Lange bei der Arbeit (1990er Jahre)
Sophie Lange bei der Arbeit (1990er Jahre)

Besonders schätzte sie die Schriftstellerin Clara Viebig. Von ihr ließ sie sich zu einem Roman inspirieren, mit dem Titel: Weiberdorf 2.000. Später wurde er auch als Hörbuch veröffentlicht. Insgesamt schrieb Sophie Lange neun Bücher. Am bekanntesten wurde die „Alt Eifeler Küche“. Dafür hat sie alte Rezepte und Geschichten rund ums Kochen und Essen in der Eifel zusammengestellt.

Im Rentenalter erlernte sie den Umgang mit dem Computer und schrieb weiter bis ins hohe Alter. Mit etwas Unterstützung gelang es ihr, viele Ihrer Erzählungen und Ausschnitte aus ihren Büchern auf ihrer Homepage zu sammeln. Die Archivierung ihres Werkes wird von ihrer Familie fortgeführt.

Ihre drei Kinder und die Enkel Jonas, Hannes, Nora und Felix wussten immer: Egal, wo sie gerade sind und was sie machen, ihre Mutter/Oma sorgt sich um sie und wartet in Nettersheim.

Sophie Lange (2022)

2021 musste Sophie Lange aus Gesundheitsgründen das Haus am Höhenweg verlassen und zog in eine „Rentnerklause“, wie sie selbst scherzhaft schrieb. Das Pflegeheim Effata am Ortsrand von Blankenheim wurde zu ihrem neuen Dorf. Dort schrieb sie kleine Gedichte, trug sie bei Festen vor und beteiligte sich an der neu gegründeten Hauszeitschrift. Nach einem Sturz starb sie am 28. Februar 2023, zwei Tage nach ihrem 87. Geburtstag, im Krankenhaus Mechernich. Ihre Kinder waren in ihren letzten Tagen bei ihr und trauern gemeinsam.

Gerlinde Lange, Margit Keßebohm und Michael Lange

Nachrufe

Opfergaben im "Heidentempel" bei Nöthen/Pesch

Nachruf von Ina Braun-Yousefi
"
Mit Sophie Lange hat die Eifel eine bedeutende Figur verloren, die sich engagiert für die Hebung historischer Schätze in ihrer Heimat eingesetzt hat. Die Clara-Viebig-Forschung muss den Verlust einer Mitstreiterin beklagen, die sich über Jahrzehnte aktiv gegen das Vergessen dieser Schriftstellerin eingesetzt hat. Was aber an Sophie Lange bewundernswert ist, ist das Menschliche: Sie war eine beeindruckende Persönlichkeit, die bis zu ihren letzten Tagen geistig rege gewesen ist und aktiv zur Gestaltung ihres Wirkungskreises beigetragen hat."

Nachruf von Sven Nieder (Eifelbildverlag)
Nachruf von Norbert Crump (Bürgermeister)
Nachruf des Eifelvereins (OG Nettersheim)

Rochus (Kölnische Rundschau)

Die drei "Juffern"
Die drei "Juffern" Die kleine Sophie (li) mit ihren Schwestern Annemie und Marlies

Mehr als 40 Jahre lang hat Sophie Lange unter der Rubrik "Rochus" kleine Kolumnen veröffentlicht - auf der ersten Seite im Lokalteil der Kölnischen Rundschau - Schleiden und das Eifelland. Offiziell war nicht bekannt, dass sie die Autorin dieser kleinen Geschichten aus dem Alltagsleben war.

Am schnellsten (Kölnische Rundschau, 28. Juni, 1971)
Ein Kind kann in einer Stunde mehr fragen, als ein Erwachsener in einer Woche beantworten kann. So auch der kleine Jörg. Er fragt und fragt. "Mama, wie kommt der Regen in die Wolken? Wieso hat Opa keine Haare? Warum heißt es das Kamel und nicht der Kamel?" So geht das den ganzen Tag.
Gestern wollte Jörg wissen, welche Personenwagen am schnellsten fahren können. Während die Mutter noch überlegte, meinte die kleine Susi: "Das ist doch ganz klar, die katholischen fahren am schnellsten!" Wie die kleine Susi zu dieser Annahme kommt, überlegt seither
Rochus

Dom mal anders gesehen
(Kölnische Rundschau, 27. Juli 2014)
Eine Familie aus einem kleinen Eifeldorf machte in den Ferien einen Tagesausflug nach Köln. Natürlich wurde auch der Dom besichtigt. Doch bevor alle die Bischofskirche in den höchsten Tönen loben wollten, meinte Opa: "Bei uns gibt es gleich mehrere Dome: Einen Eifeldom in Steinfeld, in Kalterherberg, in Wollersheim und in Houverath.
Dann erzählte Opa ein "Stöckelchen" aus alter Zeit, als Eifeler Mädchen in Kölner Haushalten dienten. So auch Käthe. Eines Tages wollte die Herrschaft ihr mit dem Dom imponieren. Beim Eintritt in die "Hohe Domkirche" hielt die Eifelschöne die Luft an. Doch dann meinte sie sachlich: "Um Himmels Willen, wer soll das alles putzen?"
Rochus

Mehr von Rochus (Kölnische Rundschau)

Ahekapelle bei Engelgau (Foto: Jonas Setzer)

Ahekapelle (Kölnische Rundschau, 14.5.1991)
Sophie Lange

Nur einmal im Jahr läutet an der Wallfahrstskapelle das alte Glöckchen, nur einmal jährlich wird die wertvolle Figur des heiligen Servatius in der Kapelle aufgestellt. Nur einmal im Jahr beten Menschen hier an einem Ort alten Kulturbodens, nur einmal jährlich erklingen Lieder zum Heimatheiligen Servatius, der Bischof von Maastricht und Tongern war (gestorben 384). Ansonsten ist die unter Denkmalschutz stehende Ahekapelle Ziel von Wanderern und beliebtes Motiv von Malern und Hobby-Fotografen.
Die Ahekapelle steht an einem geschichtsträchtigen Ort. Bereits von den Römern mit einer Wachtburg bebaut, war der Platz an dem kleinen Ahebach bis zum 18. Jahrhundert besiedelt. Die dort ansässigen Familien ließen sich später in Engelgau und Frohngau nieder. Nur die Kapelle erinnert noch an die einstigen Wohnstätten. Wann die Ahekapelle erbaut wurde, ist nicht überliefert. Das jetzige Kirchenschiff stammt aus dem 18. Jahrhundert, der wertvolle Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert. Aus noch früherer Zeit stammt die Holzfigur des heiligen Servatius.
Vor 25 Jahren, im Oktober 1966, wurde die Ahekapelle ausgeraubt. Gestohlen wurden das Ölgemälde des Hochaltars, eine Holzfigur des heiligen Florian, zwei Barockengel und zwei Säulen des Altaraufbaues. Früher fand am Servatius-Sonntag an der Ahekapelle nachmittags eine Andacht mit "Bergpredigt" statt.

Buch-Cover: Wo Göttinnen das Land beschützten 2021

Sophie Lange
Wo Göttinnen das Land beschützten
Matronen und ihre Kultplätze zwischen Eifel und Rhein

Erschienen im Eifelbildverlag
Alles über Matronen und deren Verehrung
Überarbeitet und aktualisiert 2021
Das Buch ist im Buchhandel erhältlich für 14,90 Euro.