Angelika Harten – Biographie
Angelika Harten = R. Fabri de Fabris - eine vergessene Dichterin
Biographie und Bibliographie
Von Sophie Lange
Angelika Harten und R. Fabri de Fabris sind Pseudonyme für Maria Schmitz geb. Köhler (1858-1945). Sie war zu ihrer Zeit eine bekannte katholische Schriftstellerin, die hauptsächlich durch ihre Jungmädchen- und Märchenbücher bekannt wurde. Doch ihre Werke sind inzwischen vergessen, obwohl diese als Zeitdokumente durchaus ihren Wert haben.
Die Dichterin wurde geboren als Maria Magdalena Angelica Catharina Köhler am 25. 02. 1858 in Neuss. Als sie 12 Jahre alt war, wurde der Vater Dr. Joseph Köhler, ein Gymnasialdirektor und späterer Landtagsabgeordneter, von Neuss nach Münstereifel (Jesuitenkolleg) versetzt. 1875 ging er nach Emmerich, Maria aber blieb in Münstereifel und lebte und studierte in der dortigen Pensionatsschule der Ursulinen von St. Salvator (1872-76).
Über diese Zeit hat die Schriftstellerin unter dem Pseudonym Angelica Harten in der Backfischerzählung „Wildfang im Pensionat“ (1897) ausführlich berichtet. Auch in dem Jungmädchenbuch „Fräulein Übermeer“ (1901) und in anderen Werken reflektierte sie die Pensionatszeit.
Maria legte das Examen als Lehrerin ab und war zunächst an der Töchterschule in Bochum und später für vier Jahre an der St. Leonhard-Schule in Aachen im Schuldienst tätig. 1882 heiratete sie den Aachener Fabrikdirektor Joseph Schmitz.
Der Literaturhistoriker P. Wilhelm Kreiten S.J. ermunterte die junge Frau zum Schreiben, und 1895 erschien unter dem Pseudonym R. Fabri de Fabris ihr erstes Buch “Was die Blumen erzählen“. Nachdem 1897 der Ehemann gestorben war, lebte die Witwe sehr zurückgezogen und widmete sich neben der Erziehung ihrer Kinder ganz der Schriftstellerei.
Mein Weggenoss
Wir zogen hinaus in das schimmernde Land,
Froh rauschten die Wälder und Bronnen,
Der Frühling hatte mit Zauberhand
Der Erde das Brautkleid gesponnen.
Es strahlte der Firn und leuchtet’ das Tal,
Im glühenden Kusse der Sonne;
All die Vöglein im goldgrünen Hochzeitssaal
Die sangen von bräutlicher Wonne. –
Und heut so stumm steht der dunkele Wald,
Leis raunen und klagen die Quellen,
Und sonnenlos hängt der Firn und kalt
An des Gletschers versteinerten Wellen.
Und verstummt sind die Vögel im grünen Schloss,
Falb die Blumen, die weißen und roten
Das kommt: Das Leid ist mein Weggenoss,
Und du, du ruhst bei den Toten.
R. Fabri de Fabris, Aachen
(In: Dichterstimmen der Gegenwart 1902)
Unter ihren Pseudonymen erschienen nun jährlich Bücher von ihr, Kindererzählungen, Jungmädchengeschichten, Märchen, Romane und Novellen. Besonders die drei „Wildfangbände“ erreichten hohe Auflagen. Haupttenor dieser Erzählungen war die Ermahnung zu unbedingtem Gehorsam, stetem Fleiß, frommer Opferbereitschaft und tugendhaftem Lebenswandel. In ihren Märchen spielen Naturbeschreibungen eine große Rolle. Die Dichterin kannte sich besonders gut bei Blumen und Kräutern aus. Eine große Bedeutung hatte anscheinend für sie die Sommersonnwende, die in vielen Märchen und Erzählungen auftaucht.
Die unter dem Namen Angelika Harten 1922 publizierte „Geschichte einer Jugend“ unter dem Titel „Das Jüngferlein von Avalon“ wurde mit dem Graf-Schaffgotsch-Preis des Borromäusvereins ausgezeichnet. Die Buchbesprechung aus dem Lektorat des Borromäusvereins über dieses Jungmädchenbuch lautete: „Die Verfasserin erzählt von den Freuden und Leiden eines auf einer Waldburg der Eifel (wahrscheinlich Kyllburg) lebenden jungen Mädchens, das aus Kindesliebe sein eigenes junges Liebesglück zum Opfer bringt… Einen breiten Raum nimmt die poetische Schilderung des Zaubers der Eifelberge ein.“
In den katholischen Borromäusbibliotheken, die damals in allen Orten eingerichtet worden waren, wurden die Bücher von Angelika Harten besonders gerne angeboten. Als im Naziregime diese Leihbüchereien 1933 von „staatsfeindlicher Literatur“ gesäubert und 1937/38 geschlossen wurden, geriet die bekannte Schriftstellerin in Vergessenheit.
Das Sterbedatum der Dichterin ist nicht festzustellen, da 1944 alle diesbezüglichen Unterlagen in Aachen verbrannt sind. „Nach 1935“ wird ihr Tod vermutet.
Inzwischen (2014) teilten mir Nachkommen der Dichterin das genaue Sterbedatum von Angelika Harten mit. Sie starb am 8. Januar 1945 im Samariterheim Kraschnitz bei Warmbrunn in Schlesien, wohin sie von Aachen aus evakuiert worden war.
Über 40 Bücher sind von ihr bekannt. Dazu kommen zahlreiche Erzählungen und Märchen in Anthologien und Zeitschriften der damaligen Zeit.
Bücher unter dem Pseudonym Angelika (auch Angelica) Harten erschienen
1896 Aus Wildfangs Kinderjahren. Erzählung für Mädchen s. Textausschnitt
1896 Draußen in der Welt. Eine Mädchengeschichte
1897 Wildfang im Pensionat. Für junge Mädchen s. Textausschnitt
1899 Am Wichtelborn. Neue Märchen
1901 Aus Wildfangs Brautzeit. Der jungen Damenwelt erzählt
1901 Fräulein Übermeer. Die Geschichte eines jungen Mädchens
1903 Heimchen. Eine Mädchengeschichte
1904 Zur Sonnwendzeit. Neue Märchen
1906 Im Zauberland. Neue Märchen und Geschichten
1906 Swanhilde. Märchen
1908 Im Waldparadies. Eine Geschichte für die Jugend
1908 Von stillen Leuten. Geschichten und Bilder
1909 Die Goldmarie. Eine Kleinstadtgeschichte
(auch unter dem Pseudonym R. Fabri de Fabris erschienen)
1916 Die Wasserfrau. Drei Märchen
1920 Im Zauberland - Neue Märchen und Geschichten
1921 Die Zauberburg. Märchen
1921 Schnurri. Geschichten von Kindern und Kätzchen
1922 Das Jüngferlein von Avalon (Eifel)
Die Geschichte einer Jugend siehe Textausschnitt
1925 Auf der Waldwiese. Geschichten und Märchen
Bücher unter dem Pseudonym R. Fabri de Fabris erschienen
1895 Was die Blumen erzählen. Geschichten und Bilder
1898 Lieb und Leid. Geschichten und Bilder
1899 Aus dem Bilderbuch des Lebens. Erzählungen
1905 Von der Wanderstraße. Geschichten und Bilder
1906 Schlichte Geschichten. Noveletten und Skizzen
1907 Im Wandel des Lebens. Erzählungen
1907 Die da wandern und irren. Roman (Eifel)
1908 Von stillen Leuten. Erzählungen
1912 Die Wacholderleute. Roman
1913 Der hässliche Waldemar. Erzählung
1913 Sommerlaub. Erzählung
1913 Kehr’ wieder. Geschichten und Bilder von der Wanderstraße
1919 Zerstörtes Glück. Erzählung, Hrsg. Johannes Mumbauer
1919 Im Schatten der Schuld. Roman
1923 Wandlungen. Roman
1925 Zwischen Himmel und Erde. Skizzen
1926 Gradje. Novellen
Bücher, unklar unter welchem Pseudonym erschienen
1900 Besserweiß und Dummchen Erzählung
1917 Der Heckenschütze und andere Kriegserzählungen aus der
Wallonie und Flandern
1921 Susaheide, wir reiten über die Heide. Gedichte
1921 Prinzessin Tausendschön. Märchen
Artikel in Büchern, Anthologien und Zeitschriften von R. Fabri de Fabris (nicht vollständig)
1901 Kommende Herrlichkeit. Gedicht
in: Literarische Warte 3 1901/02
1902 Ein Sträußlein auf Pater Kreiten’s Grab
In: Leo Tepe van Hemsteede, Hg.: Dichterstimmen der Gegenwart
Poetisches Organ für das katholische Deutschland
1902 Wenn Lenz und Liebe sterben, Skizze,
Ein Weggenoss, Gedicht, (Text s. oben )
Aphorismen
In: Leo Tepe van Hemmsteede, Hg.: Dichterstimmen der Gegenwart
1907 Heimatlos. Skizze (Eifel). 15. Februar 1907 (siehe Text)
In: Der Gral. Monatschrift für schöne Literatur.
1907 Der Hirt vom Abendrothügel (siehe Text)
in: Der Gral, 2 / 1907
1908 Pflicht. Eine Geschichte vom Tode.
In: Der Gral 3, 1908/1909
1909 Umkehr. Stimmungsbild.
In: Deutscher Hausschatz 1909 (Privatarchiv Heimer)
1910 Denke mein. Von drei Himmelsblumen von Angelika Harten
In: Bleibe treu! 1910
1911 „Lasset die Kinder zu mir kommen.“
In: Der Gral 6, 1911/12
1911 Der Träumer.
In: Der Gral 6, 1911/12
1911 Die weißen Schuhe.
In: Österreichische Frauenwelt. Monatsschrift für die gebildete Frau.
1. Jg. H 3, 1911
1912 Die Hauptsache. Skizze
in: Österreichische Frauenwelt. Monatsschrift für die gebildete Frau.
2. Jg. H 1, 1912
1912 Heimweh. Novelette
In: Der Gral 7 (1912/13)
1919 Im Frührot (siehe Textauszug)
In: Maria Köchling, Hg. : Dichters Werden, Bekenntnisse unserer Schriftsteller
1931 Im Eisenbahnzug nach Trier. In: Eifelkalender 1931 (Privatarchiv Polte)
Quellenangaben
Die Gründung und Thätigkeit des Vereins vom heil. Karl Borromäus, Festschrift zum fünfzigjährigen Jubelfeste des Vereins am 30. Mai 1895, Köln 1895
Friedrich Wienstein, Hg.: Lexikon der katholischen deutschen Dichter, 1898
E.M. Haman: R. Fabri de Fabris = Angelica Harten.
In: Leo Tepe van Hemsteede: Dichterstimmen der Gegenwart. 1902
R. Fabri de Fabris: Im Frührot. [Biographischer Text]
In: Maria Köchling Hg.: Dichters Werden. 1919 s. Text
Dr. Karl Menne: Keiters Katholischer Literatur-Kalender, 1910
Katholischer Literaturkalender 1926
Kleiner Führer durch die katholische Literatur der Gegenwart. 1931 Hg. Borromäusverein
Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 1937/38
Wilhelm Kosch: Deutsches Literatur-Lexikon. 1956 und 1972