Margaretha Linnerij

Mädchenbildung

Jungfrauen sollten unbehelligt „die Meidleyn underweisen“

Mädchenbildung in Münstereifel

von Sophie Lange
In: Kreis Euskirchen Jahrbuch 1993


Lioba war die erste Frau Germaniens, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Mädchen zu unterrichten. Um 740 n Chr. hatte Bonifatius diese Ordensfrau und andere Schwestern aus England nach Germanien gerufen, um hier Frauenklöster zu gründen und sich der Bildung der weiblichen Jugend anzunehmen.

Auch in den folgenden Zeiten unterrichteten Nonnen in klostereigenen Schulen. Manchmal gab es neben einer inneren auch eine äußere Schule. Während in der inneren Lehranstalt Mädchen auf ein Leben im Kloster vorbereitet wurden, konnten in der äußeren Abteilung auch andere Mädchen Unterricht erhalten. Neben der religiösen Unterweisung standen Lesen und Schreiben auf dem Stundenplan. Bibel und Psalter dienten als Fibel. Zusätzlich wurden weibliche Fertigkeiten gelehrt: Spinnen, Gewandschneiden, Nähen, Weben und Sticken.

Die Mädchenbildung blieb fortan in den Händen von Klosterfrauen. Auch als im 12./14. Jahrhundert in den Städten private Mädchenschulen entstanden, fungierten Nonnen oder Beginen als Lehrmeisterinnen, auch Zuchtmeisterinnen genannt. Vorwiegend Töchter aus Familien der höheren Gesellschaftsschichten besuchten diese Einrichtungen.

Wenn auch vereinzelt Beginen übers Land zogen, um Mädchen geschlechtsspezifisches Wissen zu vermitteln, so konnte von einer geregelten Schulbildung in den Dörfern keine Rede sein. Man war allgemein der Meinung, dass die Dorfbevölkerung nicht viel zu lernen braucht. Mädchen vom Lande konnten erst recht ohne Allgemeinbildung auskommen.

In Münstereifel nahm man sich indes schon sehr früh der Mädchenbildung an. Bereits 1594 wurde dort der Grundstein für eine Mädchenschule gelegt, die trotz bewegter Zeiten vierhundert Jahre überdauerte. Aus dieser frühen Mädchenschule ist das heutige St.-Angela-Gymnasium hervorgegangen.

Margaretha Linnerij

Die „bessere Epoche für die weibliche Jugend“ begann, als die 18-jährige Margaretha Linnerij (1576-1622) in Münstereifel ein geistliches Institut für die weibliche Bildung gründete. Die Chronik dieses Hauses beginnt mit der Feststellung, dass über die Stifterin und über deren wunderbares, heiliges Leben ein ganzes Buch geschrieben werden könnte. Tatsächlich kann Margaretha Linnerij zu den bemerkenswertesten Frauen der Eifel gezählt werden.

Familie

Margaretha Linnerij

Margaretha wuchs in einer vornehmen, reichen und tiefreligiösen Familie auf. Ihr Vater, Petrus Linnerij (auch Lynnerie geschrieben), war gebürtig aus Köln. In Münstereifel war er als Geheimrat und als Advokat an den fürstlichen und gräflichen Höfen der Umgebung tätig. Margarethas Mutter, Ursula Gropper, entstammte ebenfalls einer angesehenen katholischen Kölner Familie. Ein Onkel von ihr war 1555 zum Kardinal ernannt worden, hatte jedoch diese Würde aus „edler Bescheidenheit“ abgelehnt.

Margaretha war das einzige Kind. Sie wurde „fein erzogen und in der Gottesfurcht, der Tugend und im weltlichen Wissen wohl unterrichtet“, so dass ihr ein hohes Maß an Bildung bescheinigt wurde. Seit dem 12. Lebensjahr beschäftigte sich das mit „glücklichem Gedächtnis“ begabte Mädchen fast ausschließlich mit der Lektüre der Heiligen Schrift und mit den Werken der Kirchenväter. Den Bibelstellen über Jungfräulichkeit widmete sie ihre besondere Aufmerksamkeit.

Schon bald fasste Margaretha den Entschluss, ihr Leben „im jungfräulichen Stande und soviel wie möglich im Gebet für ihr und anderer Seelenheil zuzubringen“. In einer neu zu gründenden Anstalt sollten Gleichgesinnte zusammenleben. Die Eltern erklärten sich mit dem Vorhaben ihrer Tochter einverstanden und stellten Wohnhaus nebst Garten in der Klosterstraße (später Kapuzinergasse, heute Langenhecke) für eine klosterähnliche Einrichtung zur Verfügung. Margaretha gab diesem „Kläusgen“ den Namen „Zum Salvator“ (Erlöser, Heiland).

Am 2. Dezember 1594 legte Margaretha öffentlich in der Pfarrkirche das Gelübde der Keuschheit und Jungfräulichkeit ab, um sich diesem gottgefälligen Werke desto ungestörter widmen zu können. In der damaligen Zeit wurde die Ehelosigkeit als „Bindung an Christus“ verstanden. Mit dem öffentlichen „Entsagungsakt“ wurde bekundet, dass die „Gottgeweihte“ ihr Leben in den Dienst des Nächsten stellen wollte. Margaretha teilte ihre Zeit ein für Gebet und Betrachtung, Lesung und Verfassung religiöser Schriften, Handarbeit, Krankenbesuche und Unterrichtung von Mädchen. So wurde sie eine „große Wohltäterin für ganz Münstereifel und darüber hinaus“.

Zunächst hatte Margaretha den befreundeten Bürgertöchtern mehr zufällig von der „Fülle ihrer Kenntnisse und aus dem Born der Gnaden“ mitgeteilt. Doch bald bildeten sich daraus „eine Art von verabredeter Versammlung von Mädchen“ und schließlich regelmäßige Unterrichtszeiten.

Gymnasialdirektor Jakob Katzvey (1791-1873), der die Unterlagen des Hauses „Zum Salvator“ eingehend studierte, schrieb über Margaretha Linnerij: „Ihr blutete das Herz, da sie so manche Kinder verwahrlost und ohne Unterricht umherirren sah und ohne weise Führerin, die ihnen zeigte den Weg der Wahrheit und des Lebens.“ Diese „weise Führerin“ wollte Margaretha Linnerij sein.

Leitbild

Als Leitbild nahm sie sich vermutlich Angela Merci, die 1535 in Brescia/Oberitalien eine Frauengemeinschaft (späterer Ursulinenorden) gegründet hatte. Aber auch in der näheren Umgebung fand sie Vorbilder. So erwähnt sie in einem Schriftstück Schwestern von Stotzheim, Gartzem, Kuchenheim und Sinzig, die sich der Mädchenbildung annahmen. In Stotzheim lebten seit 1435 in einer „Klause“, dem späteren Barbarakloster, geistliche Schwestern (manchmal in Schriften auch Beginen genannt), die die Erziehung der weiblichen Jugend in Stotzheim übernommen hatten. 1693 wurden sie mit der Unterrichtung der Mädchen von Euskirchen beauftragt. In einer dortigen Mädchenschule sollten sie „mit Information der Mägdlein Nutz schaffen“.

Für Frauen

In dem erwähnten Aktenstück legte Margaretha Linnerij für ihre Neugründung fest: „Unser Eigenthum soll nicht für Männer sondern für Frauen verwandt werden, man soll nicht eine französische Schule dort einrichten, sondern die mütterlich-angeborene Sprache dort lesen und schreiben lehren, dazu Gottesfurcht und Beten und Nähen und Speiderwerk (Nadelarbeit) und dergleichen Frauenarbeit. Wer anders will, der taste in seinen eignen Beutel und ordne es daraus.“

Mit der Gründung des Instituts hatte Margaretha Linnerij gleichzeitig eine neue Gemeinschaft von „geistlichen Schwestern“ ins Leben gerufen. Sechs bis sieben Frauen sollten jeweils in dem Haus “Zum Salvator“ wohnen. Margaretha fand zwar keine Gefährtinnen, die bei ihr lebten, doch nach ihrem Tod entstand eine Frauengemeinschaft im Sinne der Stifterin.

Margaretha entwarf ausführliche Satzungen, die sowohl das religiöse Leben als auch das mitmenschliche Zusammenleben genauestens regulierten. Die geistlichen Schwestern sollten gottesfürchtig, gehorsam, andächtig und demütig sein. Sie mussten das Gelübde der Keuschheit ablegen und entsprachen somit dem damaligen Bild der Lehrerin als Nonne. Bei Eintritt in die Gemeinschaft sollten die Frauen die weltlichen Kleider ablegen und ein schlichtes schwarzes Gewand anlegen. Die Vorsteherin wurde „Meisterin“ genannt.

Sorgen machte Margaretha sich auch um den Ruf des Hauses. So schrieb sie einmal: „Auch soll der Dechant und Rath Acht geben, dass in unserem Hause gottesfürchtig gelebt wird, damit es nicht als Metzenhaus ausgeschrieen wird, sondern wie meine Mutter gesagt hat: Liebes Kind, möchte doch dieses Haus zum steten Bethaus Gottes werden, auf dass früh und spät für diese Stadt gebetet werde, damit sie Gott vor Aufruhr, Brand und allen Unfällen behüten wolle.“

1621 setzte Margaretha ein Testament auf, das „die Krone aller ihrer Werke der Barmherzigkeit“ bildete. Den größten Teil ihres Vermögens vermachte sie dem Haus „Zum Salvator“. Schenkungen gingen an die Stiftskirche und an die Stadt Münstereifel, aber auch an die Abtei Steinfeld und an Kirchen in Köln.

Im Jahr 1622 starb die Stifterin im 46. Lebensjahr. In der letzten Zeit ihres Lebens wurde sie „vielfach von Krankheit und Schwachheit heimgesucht, die gewiss eine Folge ihres überaus strengen Lebens, ihres oftmaligen Fastens und der vielen Leibeskasteiungen waren, denen sie ihren zarten Körper ausgesetzt hatte.“ Laut Chronik soll besonders das fortwährende Knien sie sehr angegriffen haben. Im Frühling 1622 konsultierte sie „Leibesschwachheit halber“ einen Arzt in Köln, blieb dort, um ihre Genesung abzuwarten und starb am 17. März 1622 in Köln. Ihr Leichnam wurde nach Münstereifel überführt. In ihrem letzten Willen hatte Margaretha Linnerij die Art ihrer Bestattung genauestens festgelegt, von der Leichenpredigt bis hin zum Wein für die Ratsherren und dem Stück Kuchen für deren Hausfrauen. Ein von ihr verfasstes Abschiedsschreiben wurde bei der kirchlichen Trauerfeier von der Kanzel vorgelesen.

Buch

Die Ursulinen von St. Salvator

In dem Buch „Die Ursulinen von St. Salvator“ beschrieb 1913 P. Salesius Elsner die Beerdigung folgendermaßen: „Die ganze Stadt geriet in Bewegung. In feierlicher Prozession, an welcher der Rat der Stadt und die angesehensten Bürger teilnahmen, wurde sie in der Gruft der Stiftskirche bei den lieben Eltern beigesetzt. Münstereifel hatte seine angesehenste Bürgerin und größte Wohltäterin verloren.“ (Leider wurde die Grabesstätte vor Jahren bei Renovierungsarbeiten zerstört.)

Junge Meidleyn underweisen

späterer Ursulinenorden

Zwei Cousinen der Gründerin übernahmen das Haus „Zum Salvator“. Sie lebten als geistliche Schwestern und führten der Satzung gemäß das Lebenswerk der Stifterin fort. Von diesen beiden Frauen ist überliefert: „Beide zeigten denn auch einen großen Eifer, sowohl in Haltung der Schule als Unterweisung der lieben Jugend in christlicher Lehr, welches nicht ohne großen Nutzen, Freude und Verwunderung der ganzen Stadt geschah.“ Durch „Klugheit und Ausdauer“ meisterten sie die schwere Zeit des 30–jährigen Krieges. Weitere Jungfrauen traten in die Gemeinschaft ein, gelobten Keuschheit, weihten ihr Leben Gott und widmeten sich dem Unterricht der weiblichen Jugend.

Am 19. Februar 1649 nahm der Pfalzgraf Herzog Wolfgang Wilhelm von seiner Residenz in Düsseldorf aus das Haus St. Salvator unter seinen Schutz. Die Schwestern sollten ihrer Beschäftigung unbehelligt nachgehen können, da sie „die jungen Meidleyn underweisen in geistlicher und Kinder-Lehr, auch in Lesen, Schreiben und Rechnen“. Das Haus sollte unter die Leitung der Jesuiten gestellt werden, die seit 1625 in Münstereifel eine Schule für Jungen betrieben (heutiges St–Michael-Gymnasium). In der Urkunde heißt es, dass „die Patrae Societatis Jesu daselbst zu Münstereifel über sie, die Jungfrauen, so viel die Schulen belangt, die Disposition und Direction haben sollen“. Da die geistlichen Jungfrauen keine kirchlich approbierte Regel hatten und die Mädchenschule kein kirchlich approbiertes Institut war, sah man diese geistliche Beaufsichtigung durch die Jesuiten anscheinend als notwendig an, obwohl die Schwestern bis dahin bewiesen hatten, dass sie durchaus selbst in der Lage waren, Haus und Schule bestens zu verwalten.

Die Mädchenschule entwickelte sich weiter positiv und es wurde ein „ersprießlicher Unterricht“ erteilt. Auch die Vermögenslage des Hauses konnte gefestigt werden. 1674 erwarb die Vorsteherin Maria Lorbach den freiadeligen „Steinenhof“ zu Antweiler/Mechernich mit sämtlichen „dazu gehörigen Ländereien, Gärten, Baumbüschen, Benden, Gefällen, Nutzungen und Gerechtigkeiten.“ Lange Zeit war das Salvatorhaus die „einzige Mädchenschule und das einzige Erziehungshaus für anwachsende Töchter, als ein merkwürdiger Zufall die Errichtung einer zweiten veranlasste.“

"kein Hut am Tisch"

Dieser „merkwürdige Zufall“ war ein schwerer Schlag für das Haus „Zum Salvator“. Während in den verschiedenen Quellen über die Gründung dieser zweiten Mädchenschule sehr kurz hinweggegangen wird, erzählt Jakob Katzvey die Geschichte ausführlicher.

Der Stiftsherr Chrysant Wilhelm Schmitz, Sohn des Rentmeisters des Herzogs von Aremberg, wollte seinen Lebensabend im Haus „Zum Salvator“ beschließen, um sich „aller Haussorgen zu entledigen“. Der als „tugendhafter, kenntnisreicher Priester“ gelobte Stiftsherr versprach, ein angemessenes Kostgeld zu bezahlen und stellte in Aussicht, sein gesamtes, nicht unbeträchtliches Vermögen der Anstalt zu vererben.

Die Aufnahme eines Mannes ließ sich aber nicht mit den Satzungen des geistlichen Institutes vereinbaren und so gaben die Schwestern mit Blick auf das Stiftsherren-Barett den abschlägigen Bescheid: „Wir wollen keinen Hut am Tisch haben.“ Kurzentschlossen gründete daraufhin der verärgerte Kanonikus im Jahre 1716 im damaligen Ziveler Hof in der Werther Straße eine gleich ausgerichtete Elementar-Mädchenschule, an der ebenfalls geistliche Schwestern den Unterricht übernehmen sollten.

In den verschiedenen Schriften wird argumentiert, dass der Stiftsherr diese Schule gründete, „um nun doch sein Vermögen zu dem bestimmten Zwecke zu verwenden.“ Dass der tugendsame Priester sich bei aller Großherzigkeit jedoch auch an den Schwestern vom Hause Salvator rächen wollte, wird aus seinem zweiten Schritt ersichtlich: Er überschrieb sein ganzes Vermögen seiner neuen Schule, aber unter der Bedingung, dass diese als Freischule geführt werden sollte. In der Salvatorschule bezahlten die Mädchen ein Schulgeld. Wollten die Salvatorschwestern nun nicht „Schülerinnen in Masse“ verlieren, so mussten auch sie in Zukunft auf Schulgeld verzichten. Ein Konkurrenzkeil war in die Münstereifler Mädchenbildung getrieben worden. Wo der Streitstifter letztendlich seinen sorgenfreien Lebensabend verbrachte, ist nicht überliefert.

Am 4. Mai 1718 erhielt die neue Mädchenschule, die „Zum süßen Namen Jesu“ genannt wurde, die landesherrliche Bestätigung und am 28. Januar 1733 die Genehmigung der erzbischöflichen Behörde. Der jeweilige Stiftungsdechant übernahm die Obhut über diese geistliche Einrichtung.

Die beiden katholischen Mädchenschulen bestanden in Münstereifel über hundert Jahre nebeneinander. Erst dann gingen sie einen gemeinsamen Weg.

Stiftungen

Ende 1780 machten die Schwestern Mechtild (1717-1801) und Maria Elisabeth Dahmen (1720-1798) aus Hostel den beiden „geistlichen Erziehungsanstalten“ in Münstereifel eine Schenkung von je 1.000 Reichstalern. In einer Stiftungsurkunde schrieben die beiden Wohltäterinnen, die bereits in Gemünd, Mechernich und Kallmuth die Schulbildung gefördert hatten: „Nachdem wir reiflich erwogen, wie viel für künftige Zeiten daran gelegen sey, dass die Kinder in ihrer Jugend wohl unterrichtet werden, zugleich aber auch betrachten, wie nothwendig es seye, dass jene, welche zu solcher Unterweisung sich verwenden, ihre Bemühung einigermaßen vergolten werden, beloben wir fordersamst den Eifer und die Lieb jener geistlichen Jungfern.“ Jede der geistlichen Jungfrauen sollte ein „Spielgeld“ von vier Talern erhalten; das andere Geld sollte zum Besten des Hauses angelegt werden.

Am 6. August 1788 folgte eine Stiftung von 5.000 Reichstalern. Diese ließen die beiden Dahmen-Schwestern dem Hause „Zum süßen Namen Jesu“ zukommen. Von diesem Geld sollten drei Mädchen eine Ausbildung erhalten. Genauestens wurden die Bedingungen, die an diese Stiftung geknüpft waren, festgelegt. Die Vorsteherin M. Elisabeth Wallendahls versprach, sowohl für sich als auch für ihre Nachfolgerinnen alle vorgeschriebenen Punkte zu beachten.

Unter Punkt 1 dieser Bedingungen hieß es: „Sollen vorbelobte Jungfrauen immer und zu ewigen Zeiten verbunden seyn, in ihrem Schulhause zu Münstereifel drey Kinder weiblichen Geschlechts in den Grundsätzen der christkatholischen Religion, im Lesen, Schreiben, Rechnen, Stricken, Nähen und anderen weiblichen Arbeiten zu unterrichten und ihnen nebst Wohnung und Schläfung eine bürgerliche Kost zu reichen.“

Auch von dieser Stiftung sollten nicht nur Schülerinnen sondern auch die Lehrerinnen profitieren: „Damit die geistlichen Jungfrauen sich mit desto größerem Eifer der Erziehung annehmen, soll das Haus jeder von ihnen jährlich einen Reichsthaler und ihrer Magd einen Thaler oder 40 Stüber geben.“

Die Stipendiatinnen sollten von den Pfarrern von Eicks und von Glehn bestimmt werden. „Dabei ist jedoch unsere ernste Willensmeinung, dass unseren nächsten Anverwandten und zwar den wenigst bemittelten und den zum Lernen fähigsten Töchtern vor allen anderen der Vorzug gegeben werden; wenn sich aber in der Familie nicht genug Subjekte vorfänden oder die sich vorfänden, offenbar ganz unfähig wären, so soll die Wahl auf die tugendsamsten und fähigsten Mädchen aus den Pfarreyen Eicks und Glehn fallen.“

Zwei Jahre lang konnten die ausgewählten Mädchen den unentgeltlichen Aufenthalt in der Mädchenschule in Anspruch nehmen. Täglich sollten sie für die Stifterinnen und deren Verwandte einen Rosenkranz beten. Außerdem sollte jede Woche für die beiden Schwestern aus Hostel eine Messe gelesen werden, „wenn es füglich geschehen kann, samstags in der Stiftskirche in der Kruft vor dem wundertätigen Muttergottesbilde.“

Den jeweiligen Pfarrern von Eicks und Glehn sowie dem Dechanten von Münstereifel sollte jährlich über die Vermögenslage, aber auch über das Verhalten der drei begünstigten Mädchen berichtet werden. Jeder der drei Herren erhielt für seine Dienste jährlich eine Entschädigung von 3½ Reichstalern.

Auch für den Fall, dass die Schuleinrichtung aufgelöst würde, trafen die Stifterinnen Vorsorge: „Sollten vielleicht wider all unser Vermuthen die geistlichen Jungfrauen aufgehoben werden oder aussterben, ohne dass ihnen andere im Schulhalten nachfolgen, sollen die drei Aufseher berechtigt sein, das Kapital oder die Unter-Pfänder anzugreifen.“

Die Stifterinnen betonten, dass sie mit „aller Bedachtsamkeit und reiflicher Überlegung“ den Stiftungsvertrag ausgearbeitet hätten. Um 1930 wurde ihnen von Pfarrer Nikola Reinartz aus Kreuzweingarten noch ein Lob ausgesprochen: „In der Tat ist es dem klugen, vorausschauenden Sinnen der Jungfrauen zu danken, dass ihr Stiftungswerk durch alle Fährnisse der Revolution des Kulturkampfes und der Inflation erhalten wurde.“ Im Laufe der Zeit mussten sich mehrmals die drei geistlichen Inspektoren für die Sicherstellung des Stiftungsvermögens als „Sondergut“ einsetzen.

Die geistlichen Jungfrauen vom Hause „Zum süßen Namen Jesu“ erwarben von der „großen Dahmenschen Stiftung“ einen Gutshof in Scheuren, der der Mädchenschule ein gutes Pachtgeld einbrachte.

Straße

Da den geistlichen Schwestern stets „andere im Schulhalten nachfolgten“, besteht die Stiftung von Mechtild und Maria Elisabeth Dahmen bis heute. Verwaltet wird sie vom jeweiligen Oberpfarrer von Münstereifel. Zugute kommt sie Schülerinnen des St. Angela-Gymnasiums, die im Mädchen-Internat in Münstereifel leben. Die Straße, an der das Internat liegt, ist nach der Gründerin der ersten Mädchenschule „Linnerij-Straße benannt.

in so guten und billigen Händen

Als 1803 in Folge der französischen Revolution alle Klöster säkularisiert wurden, entgingen die beiden Mädchenschulen der Verstaatlichung, da sie als Erziehungsanstalten galten und nicht als Klöster. In der preußischen Zeit war die Selbständigkeit der beiden Mädchenschulen jedoch gefährdet.

Die Verwaltung des Vermögens hatte in beiden Häusern von Anfang an in den Händen der Vorsteherinnen gelegen, die es auch in schwierigsten Zeiten verstanden, den Besitz zu bewahren und zu vermehren. Auch über die Unterrichtsweise gab es keine Klagen. In der „Geschichte des Dekanates Münstereifel“ heißt es über die geistlichen Jungfrauen: „Waren ihre Leistungen vielleicht auch nicht so vielseitig wie die unserer heutigen (1900) Lehrerinnen, dann dürften sie doch für das Jahr 1826 vollständig auf der Höhe gewesen sein; jedenfalls konnten Staat und Stadt sich Glück wünschen, dass der Mädchenunterricht in Münstereifel in so guten und billigen Händen lag.“

Aus dem Jahr 1826 sind folgende Zahlen überliefert: Im Haus „Zum Salvator“ lebten vier geistliche Jungfrauen, die den Unterricht in der Schule ausführten. 95 Mädchen aller Altersstufen besuchten die Schule, neun Kinder lebten im Pensionat. Im Haus „Zum süßen Namen Jesu“ wirkten drei geistliche Jungfrauen. 72 Mädchen besuchten diese Schule. Die Zahl der Pensionatsschülerinnen ist ebenfalls mit neun angegeben. Die externen Schülerinnen kamen vorwiegend aus Münstereifel, aber auch aus benachbarten Orten.

Trotz der Erfolge der beiden Schulen griffen die Behörden ein, „sowohl der Sicherstellung des Vermögens wegen als auch in Rücksicht der Unterrichtsweise“. Um eine „zeitgemäße Wirksamkeit“ der Mädcheninstitute zu ermöglichen, wurde eine Vereinigung beider Häuser geplant.

1828 wurde für die beiden Schulen eine gemeinsame Satzung entworfen, die von der Königlichen Regierung und vom Kölner Erzbischof genehmigt wurde. Nun konnte die Vereinigung der beiden Mädchenschulen vollzogen werden. Da die beiden Schulgebäude jedoch für eine größere Lehr- und Erziehungsanstalt zu klein waren, wurden das Haus „Zum Salvator“ (heute Marienheim) und das Haus „Zum süßen Namen Jesu“ in der Wertherstraße (gegenüber Toraufgang zur Burg) gegen die größeren Gebäude des 1802 aufgelösten Karmeliterinnen – Klosters (heute Gemeinschafts-Grundschule) eingetauscht.

Die Schwestern des Salvatorhauses hatten das Übergewicht in der neuen Einrichtung: „In folgenden Jahren zogen in dieses Gebäude die Vorsteherin Schwarz mit den Schwestern des Salvatorhauses: Spilles, Schmitz und Hohn. Ihnen schloss sich aus dem anderen Haus die Jungfrau Koch an, während die Vorsteherin Hack (60 Jahre) und die Jungfrau Zinken (49 Jahre) es vorzogen, „in stiller Zurückgezogenheit ihre Tage zu beschließen!“ Die neue Schule wurde „Weibliche Unterrichts- und Erziehungsanstalt Zum Salvator“ genannt.

Aus der neu erarbeiteten Satzung von 1828 ist manches über das Leben der geistlichen Schwestern zu erfahren. Um den „religiösen Sinn in der Anstalt“ zu erhalten, wurden die Tätigkeiten der Schwestern wie folgt festgelegt: „Betrachtung, Sammlung des Gemütes vor dem Schlafengehen, bestimmte tägliche Gebete, Beiwohnung des Gottesdienstes, öfterer Empfang der heiligen Sakramente und Zurückgezogenheit von dem unnötigen Umgange mit der Welt und ihren Ergötzlichkeiten.“

Von den Schülerinnen wurden erwartet: „Pünktlicher Gehorsam und kindliche Ehrerbietung gegen die Lehrerinnen, Ruhe und Aufmerksamkeit während des Unterrichtes, Reinlichkeit und Anstand in der Kleidung sowohl als in den äußeren Gebärden, Ordnung und Sittlichkeit beim Ein- und Ausgehen, Ehrfurcht und Andacht beim Gebete und kirchlichen Gottesdienste und Vermeidung jeder Zügellosigkeit auf öffentlichen Straßen und Plätzen des Schulortes.“

Um ihren religiösen Verpflichtungen und den Anforderungen der Schule gerecht zu werden, hatten die Schwestern einen langen Tag. Aufstehen mussten sie im Sommer um 5 Uhr, im Winter um 6 Uhr. Nach einer geistlichen Betrachtung in der Hauskapelle und anschließendem Frühstück wurden die Kinder in der Schule in Empfang genommen und jeden Morgen zu der um 7.30 Uhr festgesetzten heiligen Messe in die Jesuitenkirche geführt. Unterricht war täglich von 8 bis 11 Uhr und von 13 bis 16 Uhr. Die Mittagszeit war mit Gebet, Beschäftigung mit den Pensionärinnen und mit Vorbereitung auf den Nachmittagsunterricht ausgefüllt. Nach den Schulstunden hatten sich die Lehrerinnen „durch Lesen guter pädagogischer Schriften im Lehrfach weiter auszubilden, auf die Lektionen des folgenden Tages vorzubereiten sowie sich in weiblichen Handarbeiten zu üben.“ Mit Litanei- und Rosenkranzbeten endete ihr Tag.

Zölibat für das Fräulein Lehrerin

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wandelte sich das Schulwesen. Die Klosterschulen waren durch die Säkularisierung aufgehoben worden und konnten nur allmählich wieder Fuß fassen. In Preußen übernahm der Staat die bisher mehr schlecht als recht betriebenen Schulinitiativen von Städten und Gemeinden. Als am 14. Mai 1825 auch in der Rheinprovinz die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde, waren öffentliche Schulen in den Eifeldörfern noch die Ausnahme. Für viele Mädchen gab es noch immer keine geschlechtsspezifischen Bildungsmöglichkeiten. So schrieb 1852 Schulinspektor Jost aus Schleiden: „Mädchenschulen sind im hiesigen Inspektionsbezirk noch keine und ich bin nicht dafür, dass hier oder dort einem scheinbaren Bedürfnis abgeholfen werden soll.“

Um das Schulwesen zu verbessern, musste vor allem die Ausbildung der Lehrpersonen gründlich betrieben werden. Über Jahrhunderte hinweg hatte man bei den Frauen nicht so sehr Wert auf Bildung gelegt, sondern mehr auf Tugend geachtet. So hieß es zum Beispiel im Jahre 1523, dass nur „ehrliche, untadelige Weibspersonen die jungen Meydlein im Lesen, Schreiben und in christlicher Zucht“ unterrichten durften. Karitatives Verhalten, Zurückgezogenheit und Gottesfurcht waren Forderungen, die die unterrichtenden „Weibspersonen“ zu erfüllen hatten.

Das Leitbild als Nonne war auch für die weltliche Lehrerin maßgebend. Dazu gehörte, dass die Lehrerin unverheiratet sein musste. Ehe und Familie schienen unvereinbar mit dem Lehrerinnenberuf. Das durch alle Zeiten praktizierte Zölibat für die Lehrerinnen – aber nicht für die Lehrer – wurde 1880 in einem Erlass verankert. Erst 1920 wurde das Eheverbot für Lehrerinnen aufgehoben, doch blieb noch lange Zeit das „Fräulein Lehrerin“ die Vorstellungsnorm.

1801 wurde gesetzlich festgelegt, dass Frauen Seminare besuchen mussten, um als Lehrerin tätig sein zu dürfen. Der Zufälligkeit und dem Dilettantismus sollte durch gründliche Vorbildung Einhalt geboten werden. Es dauerte jedoch noch etwas, bis erste Seminare angeboten wurden. 1811 wurde erstmals in Berlin eine Seminarschule für angehende Lehrerinnen gegründet. In Köln wurden ab 1823 Kurse für Lehrerinnen durchgeführt. Schon etwas früher waren in Bonn Seminare angeboten worden. Eine abschließende Prüfung gab den Weg frei zur Unterrichtung.

In den Statuten des Salvatorhauses war 1827 festgelegt worden: „Die Aspirantin muss wenigstens ein Jahr in einem anderen Institute den Unterricht der höheren Abteilungen genossen oder als Hilfslehrerin gewirkt haben und ihre Befähigung zum Lehramte durch eine Prüfung vor einer von der Königlichen Regierung und der Erzbischöflichen Behörde bestimmten Kommission dartun. Mit dem Beruf zum Lehramte wird zugleich die Berufung zu geistlichen Leben erfordert.“

Schwester Ursula Scheben

Schwester Ursula Scheeben

Im Jahre 1842 kam eine ausgebildete Lehrerin zur Salvatorschule: Anna Maria Scheeben. Die Gemeinschaft der geistlichen Schwestern war auf zwei Mitglieder zurückgegangen. Weltliche Lehrerinnen waren eingestellt worden. Anna Maria Scheeben war zunächst Lehrerin in Weilerswist gewesen. Dort hatte sie von den Salvatorschwestern gehört. Um diese Frauengemeinschaft kennen zu lernen, nahm sie an der alljährlich stattfindenden Wallfahrt nach Münstereifel teil. Acht Tage lang blieb sie bei den geistlichen Schwestern. Dann stand ihr Entschluss fest: Sie bat um Aufnahme in die Gemeinschaft. Noch im gleichen Jahr zog sie nach Münstereifel. Nach der erforderlichen Probezeit legte sie am 18. Dezember 1842 das Gelübde der Keuschheit ab und verpflichtete sich, ihr Leben der Mädchenerziehung zu widmen. Sie nahm den Namen Ursula an.

Schwester Ursula Scheeben wird als zweite Gründerin des Salvatorhauses angesehen. Gebürtig war sie aus Heimerzheim, wo ihr Vater Tierarzt und Hufschmied war. Wie einst Margaretha Linnerij hatte sie einen berühmten Theologen unter ihren Verwandten: Professor der Dogmatik Dr. Matthias Joseph Scheeben, „der hervorragendste Theologe und vielseitigster Schriftsteller Deutschlands“. Schwester Ursula kam „wie ein rettender Engel“ und brachte neuen Aufschwung in das Salvatorhaus.

1840 besuchten 150 externe Schülerinnen die Salvatorschule. 18 Mädchen lebten im Pensionat. Schon bald nach Schwester Ursulas Eintritt war die Zahl der Internats-Zöglinge auf 70 gestiegen. Mehrere junge Frauen schlossen sich der Salvatorgemeinschaft an. Bereits 1842 hatte Schwester Ursula einen Kursus eingerichtet, in dem begabte Mädchen auf das Lehrfach vorbereitet werden sollten. Als sie 1854 Oberin wurde, schuf sie ein Lehrerinnenseminar, das sich schon bald eines guten Rufes erfreute.

Die Lehramtsanwärterinnen legten ihre Prüfung in Köln ab. An den Volksschulen in der Umgebung, aber auch an höheren Töchterschulen in Köln und später auch in Düsseldorf, fanden diese Lehrerinnen eine Anstellung und „unterrichteten die deutsche Jugend mit der Tüchtigkeit und in dem Geiste, die sie im Salvatorkloster gewonnen hatten.“

Die strebsame Oberin wollte die Salvatorgemeinschaft auch über Münstereifel hinaus ausbreiten. So übernahmen die Schwestern die Mädchenschule in Kuchenheim. Diese Filiale wurde jedoch bald wieder aufgegeben, da wenig Aussicht auf Vergrößerung bestand. Mehr Erfolg brachte um 1860 die Neugründung einer katholischen Töchterschule in Mülheim am Rhein. Mit „Klugheit und ruhiger Besonnenheit“ meisterte Schwester Ursula dieses Unternehmen. Schon nach einigen Jahren besuchten 100 Mädchen diese Schule. In einem kleinen Internat lebten 20 Schülerinnen.

In Münstereifel bewies die Oberin ebenfalls ihr Unternehmungstalent. Die Stadt Münstereifel benutzte einen Flügel des Salvatorhauses als Rathaus. Für die Ausbreitung der Schule wurde dieser Raum benötigt. Ursula Scheeben löste das Problem auf ihre Art: „M. Ursula wusste Schwierigkeiten, die sich ihr in den Weg stellten, zu meistern. Die räumliche Enge des Salvatorklosters in Münstereifel beseitigte sie dadurch, dass sie auf Kosten des Klosters für die Stadt Münstereifel ein neues Rathaus (Klosterplatz) bauen ließ und dieses gegen den von der Stadt besetzten Flügel des Salvatorklosters eintauschte.“ Der Grundstein soll den Namen Ursula Scheeben mit der Jahreszahl 1871-72 tragen.

Neben den äußeren Fortschritten vollzog die Oberin eine grundliegende innere Umwandlung der Gemeinschaft. Bisher hatten die Bewohnerinnen des Salvatorhauses nach den Satzungen von Margaretha Linnerij nur das Gelübde der Keuschheit abgelegt. Ab 1843 wurde jedoch das dreifache Gelübde (Keuschheit, Armut und Gehorsam) gefordert. Die Schwestern nahmen die Regel des heiligen Augustinus an, die für die Ursulinen galten, allerdings mit einigen Abänderungen. Erst 1857 wurde diese Regel von der „geistlichen Oberbehörde“ genehmigt. Nun konnte die Einrichtung sich Salvatorkloster nennen und die geistlichen Jungfrauen sich als Ordensschwestern bezeichnen. Das Salvatorkloster sollte ein Mutterhaus werden „für die Eifel und Umgegend“. Überall wollten die Salvatorschwestern sich der Mädchenbildung annehmen. Doch der Kulturkampf zerstörte alle Pläne.

Erwähnung finden soll noch eine Schülerin, die von 1872 bis 1876 im Internat des Salvatorklosters weilte: Angelika Harten. Als Jugendschriftstellerin wurde sie damals bekannt, ist aber inzwischen längst vergessen. Über ihren Aufenthalt in Münstereifel schrieb sie die Erzählung für junge Mädchen „Wildfang im Pensionate“. Zehn Auflagen erreichte dieses „Werkchen“, das der „Ehrwürdigen Mutter Ursula Scheeben und den lieben Lehrerinnen aus dem Kloster zu Münstereifel“ gewidmet ist. Die Schriftstellerin schrieb zusätzlich unter dem Namen R. Fabri de Fabris. [siehe www.sophie-lange.de Angelika Harten – eine vergessene Dichterin]

Verbannung

Während des sogenannten Kulturkampfes wurden am 31. Mai 1875 alle Orden und ordensähnlichen Kongregationen der katholischen Kirche von dem Gebiet der preußischen Monarchie ausgeschlossen. Das Vermögen der Klöster wurde in staatliche „Verwahrung und Verwaltung“ genommen.

Ab 1876 durften die Ordensschwestern nicht mehr in Mülheim arbeiten. In Münstereifel konnten sie sich bis 1879 halten. Doch dann wurde ihnen angekündigt, dass sie nur bleiben und ihre Tätigkeit fortführen dürften, wenn sie ihr Ordenskleid ablegten. Die Schwestern weigerten sich und zogen die Verbannung vor. So mussten sie Münstereifel verlassen, „entgingen jedoch dadurch der Verkümmerung, der sie doch über kurz oder lang in Münstereifel anheim gefallen wären.“ Sie emigrierten nach Roermond in Holland, wo sie bereits 1875 ein altes Fabrikgebäude aufgekauft und dann als Klosterschule eingerichtet hatten.

Vor ihrer Abreise wurden sie feierlich verabschiedet: „Die Stadt verehrte den Schwestern zum Andenken ein schönes Ciborium, während Frauen und Jungfrauen in sinniger Weise beim Abschiede ihren einstigen Lehrerinnen einen Blumenstrauß überreichten, der ein Geschenk von 500 Mark verhüllte.“ Ihren Besitz mussten die Schwestern der Stadt überlassen, sowohl ihr mit hohen Kosten umgebautes Haus und Pensionat als auch ihre Ländereien, Gärten usw. „Eine richtige Säkularisation durch die gute Stadt Münstereifel im Jahre 1879“, schrieb Pfarrer Johannes Becker um 1900. Das Pensionat der Salvatorschwestern in Münstereifel löste sich auf, die Lehrerinnen-Bildungsanstalt bestand als städtisches Institut bis 1921.

Auch in Holland entfalteten die Schwestern, allen voran Ursula Scheeben, eine eifrige Tätigkeit. Sie nahmen ihre Arbeit als Lehrerinnen wieder auf und betrieben ein Mädchenpensionat. 20 Schülerinnen hatten sie von Münstereifel mitgebracht, 20 weitere Mädchen folgten bald.

Ursulinen, die von Düsseldorf nach Maastricht geflohen waren, nahmen Kontakt zu den Salvatorschwestern auf. Im Mai 1881 kam es zur Verschmelzung der beiden Ordensgenossenschaften. Papst Leo XIII. genehmigte am 16. März 1883 den Zusammenschluss. Die Kongregation nannte sich nun „Ursulinen von St. Salvator“. Ursula Scheeben wurde Generaloberin dieser klösterlichen Gemeinschaft.

1887 konnten die Ordensfrauen nach Aufhebung der Kulturkampfgesetze wieder nach Deutschland zurückkehren. Nach Münstereifel gingen sie vorerst nicht, sondern gründeten bzw. belebten Mädchenschulen in Brühl, Düsseldorf und Köln-Mülheim. Erst 1921 fanden „Ursulinen von Sank Salvator“ wieder nach Münstereifel. Ostern 1921 eröffneten sie ein Lyzeum mit Haushaltungspensionat. In der „Geschichte der Stadt Münstereifel“ schrieb Karl Hürten 1926: „Seitdem prangt über dem Eingangstor des ehemaligen Salvatorklosters die Aufschrift Pensionat der Ursulinen von Sankt Salvator.“

Gymnasium und Internat

Während des Nationalregimes mussten die Schwestern Münstereifel wieder verlassen. 1945 kehrten sie zurück, bauten das kriegszerstörte Haus auf und richteten es als Kindererholungsheim ein. 120 bis 160 Kinder konnten in diesem „St.-Angela-Haus“ aufgenommen werden.

Mit dem Schuljahr 1957/58 begann der Aufbau des St-Angela-Gymnasiums mit Internat. Bis 1959 bestanden Kinderkurheim, Schule und Internat im selben Gebäude nebeneinander. Nachdem das Kinderheim 1959 aufgegeben wurde, konnte das Gymnasium ausgebaut werden. 1962 zogen die Ursulinen mit den Internats-Schülerinnen in den Neubau „Auf der Heide“, heute „Linnerij-Straße“.

1971/72 wurden das St.-Angela-Gymnasium und zehn Jahre später das Internat unter Erzbischöfliche Trägerschaft gestellt. Am 1. August 1971 besuchten erstmals auch Jungen die Schule, die in ihrer langen Geschichte stets auf Mädchenbildung ausgerichtet war. Die Koedukation hat jedoch – wie die Entwicklung gezeigt hat – dem St.-Angela-Gymnasium nicht geschadet. 1977 konnte das neue Schulgebäude im „Goldenen Tal“ in Münstereifel bezogen werden. 1992 hatte das St.-Angela-Gymnasium 920 Schüler und Schülerinnen.

Im Jahr 1994 kann die Stadt Münstereifel auf 400 Jahre Mädchenbildung zurückschauen. Diese lange Epoche reflektiert religiöses Leben, Schulentwicklung, Stadtgeschichte und nicht zuletzt des Leben und Wirken von zahlreichen bemerkenswerten Frauen der Eifel.

Quellenangaben

  • Jakob Katzvey: Geschichte der Stadt Münstereifel und der nachbarlichen Ortschaften, Köln 1854
  • Carl Schorn: Eiflia Sacra oder Geschichte der Klöster und geistlichen Stifte der Eifel, Bonn 1888/89
  • Johannes Becker: Geschichte der Pfarreien des Dekanates Münstereifel, Bonn 1900
  • Karl Hürten: Geschichte der Stadt Münstereifel, Münstereifel 1926
  • Pfarrer Nikola Reinartz: Zwei Förderinnen kath. Jugenderziehung im Eifellande, Kreuzweingarten 1930
  • Die Beginen zu Stotzheim, in: Zwischen Eifel und Ville, April 1953
  • Josef Franke: Die Kreisstadt Euskirchen in ihrer geschichtlichen Entwicklung, Euskirchen 1959
  • Schw. Birgit Tück: Zur Geschichte unserer Ordensgemeinschaft, Düsseldorf 1973
  • Schw. Birgit Tück: Aus der Geschichte des St. –Angela – Gymnasiums von 1594 bis 1971, in:
  • Erzbischöfliches St. Angela-Gymnasium, Bad Münstereifel. Eine Dokumentation, Bad Münstereifel 1977
  • Marika Mörschner: Entwicklung und Struktur der Lehrerinnenbildung, Rheinstetten 1977
  • S. Johanna Eichmann: Die Erziehungsweisheit der heiligen Angela Merci, Gründerin der Gesellschaft der hl. Ursula und das erzieherische Wirken der Ursulinen, Dorsten 1982
  • Joseph Matthias Ohlert: Führer durch die historische Altstadt, in: Die schöne Eifel – Bad Münstereifel, Trier 1984
  • Martin Esser: Fortschritt durch Information, Institutionen im Dienste der Bauern, in: Dünnbeinig mit krummen Horn, Meckenheim 1986
  • Hubert Jenniges: Mönche, Frühmesser, Wanderlehrer. Die Entwicklung des Eifeler Schulwesens bis 1825 , in: Tafel, Griffel, Rutenstock, Meckenheim 1989
  • St. Hieronyma Hieber: Hl. Lioba. Erste Lehrerin Germaniens und Patronin des Taubertals, Tauberbischofsheim 1989