Das Gleichgewicht der Steine
aus: Sagen der Kakushöhle
von Sophie Lange
Durch den Kampf der Riesen gleicht - den Sagen nach - die einst liebliche Landschaft am Kakusfelsen einem wüsten Geröllhaufen. Manche Steine sind bis ins Tal gerollt, andere haben sich ineinander verkeilt. Einige Felsblöcke sind aufeinander liegen geblieben und bilden seltsame Figuren. So gleicht ein Steingebilde rechts vom Haupteingang der großen Höhle einer riesigen Schildkröte. Man muss einige Schritte abwärts gehen, um diese Schildkröte zu sehen. Man kann unter ihr hindurchgehen. Kinder erkennen darin gerne einen Dinosaurier.
Manche Besucher sehen in dieser Steinformation den Altarstein, der in alten Schriften erwähnt, jedoch nicht lokalisiert ist. An diesem "Opferstein" sollen unsere Vorfahren ihre Opfergaben für die Höhlengeister und -götter hingelegt haben.
Der quadratische Travertinblock am schmalen nordwestlichen Ausgang der großen Höhle wird auch manchmal als Kultstein gesehen. Er ist jedoch erst um 1920 hier angebracht worden. Man bringt ihn auch mit der Sage des kartenspielenden Teufels in Verbindung und drischt heute manchen Skat darauf.
Wie die Schildkröte so sind auch andere Steine nur an winzigen Stellen abgestützt, so dass man den Eindruck hat, jeden Moment könnte der Steinturm zusammenbrechen.
Geht man zum Beispiel vom hinteren Ausgang der großen Höhle zum Plateau und der dortigen kleinen Höhle, so trifft man auch dort auf solche Wackelsteine (beim Hochsteigen der Stufen).
Hier weiß die Volksüberlieferung folgenden Rat: Man soll winzige Blätter, Blumen oder kleine Steine an bestimmte Stellen legen, damit das Gleichgewicht der Steine erhalten bleibt. Natürlich muss man die entsprechenden Stellen sehr sorgfältig auswählen, damit die Steine nicht vollständig aus dem Gleichgewicht geraten, denn dann könnte der ganze Steinaufbau mit großem Getöse zusammenbrechen. Kinder, die die Höhle besuchen, üben diesen Höhlendienst mit großer Sorgfalt aus.