Römische Eifelwanderung
Römische Eifelwanderung
Eine Satire von Sophie Lange
vorgetragen bei der EV - 75 Jahrfeier 1984
veröffentlicht in: 100 Jahre Eifelverein Ortsgruppe Nettersheim, Chronik 1909-2009
Es muss vor 2000 Jahren gewesen sein,
da gründete man in Rom einen Wanderverein.
Nun wanderten die Römer frisch und munter,
die Alpen rauf, die Alpen runter.
Sie wanderten kreuz, sie wanderten quer,
besetzten die Länder, so nebenher.
Ein Marathon führte sie zum Rhein,
und hier sollte von nun an Colonia sein.
Die Wanderer ließen sich gerade dort häuslich nieder,
da packte Caesar den Rucksack schon wieder.
„Auf ins Land der Treverer und Eburonen,
erst wollen wir wandern, dann könnt ihr euch schonen.
Ihr wisst doch, Kameraden, ein Eifeltrip,
das war schon immer ein heißer Tipp.“
Recht neugierig sind sie losmarschiert,
mit Rucksackverpflegung bergauf stolziert.
Sie kamen dorthin, wo die Wälder so dicht,
dass fast verschwunden das Tageslicht.
Da haben sie vor Angst zu zittern begonnen,
sie kamen ja aus dem Land der ewigen Sonnen.
Sie blieben wie angewurzelt steh’n
und weigerten sich in die Wildnis zu geh’n.
Doch Caesar trieb sie voran: „Marsch, los!
Was seid ihr für große Angsthasen bloß!“
Sie wimmerten: „Wir fürchten nicht die Eburonen,
aber die Waldgeister und die bösen Dämonen.“
Es half kein Jammern, es half kein Reden,
sie mussten weiter und lernten – beten.
Sie haben zu Jupiter, Mars und Minerva gefleht,
die haben bis Rom nicht gehört das Gebet.
Da sind sie zu den Tempeln der Kelten gekommen
und haben zu den Matronen ihre Zuflucht genommen.
Und als sie den ersten Schneesturm überstanden,
da haben sie Weihesteine zum Dank erstanden.
Und diese Weihesteine erzählen uns heut’:
Was waren die Römer doch ängstliche Leut’!
Müde vom Wandern durch Berg und Tal
wollten die Römer sich ausruhen mal.
Sie ließen sich an einem Campingplatz nieder,
da packte Caesar den Rucksack schon wieder.
„Auf Kameraden, wir wollen doch sehen,
wo diese Wälder zu Ende gehen.“
Den Wanderern taten die Füße so weh
und sie fürchteten sich wie eh und je.
Doch es half kein Murren, es half kein Fluchen,
sie mussten weiter durch Tannen und Buchen.
Sie bauten nun Straßen, groß und breit,
und Meilensteine zeigten, ob der Weg noch weit.
Und diese Meilensteine erzählen uns heut’,
was waren die Römer doch wanderlustige Leut’.
Sie kämpften sich mühsam durch das Eifelland,
bis sie schließlich kamen zum Moselstrand.
Hier blieben sie nun richtig kleben,
sie machten Kultur, setzten auch Reben,
bauten die Porta Nigra und auch Thermen,
um sich die Füße zu erwärmen.
Gemütlich saßen sie bei Wein, Weib und Lieder,
da schnürte der Boss den Rucksack schon wieder.
„Auf, Kameraden, wir müssen zurück,
wir müssen bewachen das eroberte Stück.“
Da sind die Wanderer auf die Barrikaden gegangen
und haben zu meutern angefangen:
„In Trier ist es warm, in der Eifel so kalt,
und Asterix wartet auf uns im Wald.“
Doch es half keine Demo in der Gemeinde,
sie mussten zurück die Wanderfreunde.
Wieder ging es bergauf, bergab durch die Eifel,
ein schönes Ländchen - ohne Zweifel.
Colonia war das Wanderziel,
wo es gibt Alaaf und Kölsch gar viel.
In Colonia waren schöne Römerinnen angekommen,
die haben sich liebevoll der Wanderer angenommen.
Sie steckten in die Badewanne die Jugend,
denn Reinlichkeit ist eine römische Tugend.
Das Wasser in Köln floss sehr spärlich,
die Wanderer murrten: „Nee, so watt, ne ährlich,
in der Eifel, da gibt es Wasser in Massen,
die Flüsse, die Seen, die können’s kaum fassen.“
Das hätten sie besser nicht gesagt,
die Römerinnen überlegten nur eine Nacht,
dann forderten sie ganz autoritär:
„Schafft uns dieses Eifelwasser her!“
Nun war nix mehr mit „im Wasser hocken“,
man machte sich wieder auf die Socken.
Sie haben den Römerkanal in Angriff genommen
und sind bis nach Nettersheim gekommen.
Drum ist Echt Kölnisch Wasser - ohne Zweifel
frisches Quellwasser aus der Eifel.
Doch dann war der Eifeltrip der Römer vorbei,
die Wanderer sagten: „Arrividerci, good bye!
Wir wandern wieder heim, das ist wohl gescheiter,
doch kommen wir mal wieder – als Gastarbeiter.
Dann bringen wir Euch eine Pizza mit,
das wird in Germany der große Hit.
Unseren alten Krempel lassen wir hier, schaut her,
das hebt dann später den Fremdenverkehr.
Ihr könnt Exkursionen zu den Matronen machen,
den Kanal wieder voll kriegen – und andere Sachen.“
Einige Römer sind jedoch nicht mehr weg gekommen,
die hatten von hier eine Frau sich genommen.
Doch sie haben nicht mehr das Land besetzt,
sondern Römerbabys in die Welt gesetzt.
Und ist hier jemand wanderlustig, ängstlich und klein,
dann muss er ein echter Römer sein.