Das Kartenspiel mit dem Teufel


Originaltext von 1907


Vor langer Zeit wohnten in der Nähe des Kartsteins zwei Bauern, welche leidenschaftlich das Kartenspiel liebten. Die Karwoche war angebrochen, das Osterfest stand vor der Türe. Anstatt in die Kirche zu gehen, begaben sich die beiden Spieler in die Kakushöhle, um beim Kartenspiele ungestört zu sein. Bald gesellte sich zu ihnen ein dritter, welcher bat, an dem Spiele teilnehmen zu dürfen. Da der Fremde mit dem Golde in der Tasche klimperte, wurde ihm die Bitte bereitwillig gewährt.

Während der Neuangekommene beim Spiel vom Unglück verfolgt wurde, wuchs das Goldhäuflein der Bauern zusehends; doch schien das Gold bei dem Fremden nicht weniger zu werden. Er fordert Revanche und schlägt endlich vor, derjenige, der als erster das Spiel beende, solle für immer Gast des Teufels werden. Vom Spielglück und vom Glanze des Goldes geblendet, gehen die Bauern auf den Vorschlag ein. Nachdem der Vertrag feierlich durch die bekannte Blutunterschrift besiegelt ist, begann das Spiel von neuem. Aber das Glück blieb den Bauern hold, und mit dem Gewinn wuchs die Leidenschaft.

Da wollte es der Zufall, dass einem Bauern eine Karte fiel. Er bückte sich, dieselbe aufzuheben und gewahrt zu seinem Entsetzen, dass ihr Spielgenosse einen Pferdefuß hat und der Teufel höchstpersönlich ist. Er macht seinem Gefährten durch Zeichen Mitteilung von der fürchterlichen Entdeckung und auch diesen ergreift eine namenlose Angst. Der Schrecken lähmt ihre Glieder. Sie verwünschen das gleißende Gold, verwünschen ihre unselige Leidenschaft. Heimlich macht ein jeder das Gelübde, im Falle der Rettung nie mehr eine Karte anzurühren und die heilige Woche durch sündhaftes Spiel zu entweihen. Aber was konnte es nutzen, gespielt musste werden; hier galt es, den Kampf auszufechten um Leben und Seligkeit.

Kalter Schweiß bedeckte ihre Stirn, während das Spiel seinen Fortgang nahm. Die Sonne sank und kehrte wieder, aber an eine Beendigung des Spiels dachten sie unter diesen entsetzlichen Umständen nicht, denn keiner wollte der erste sein und in die Hände des Teufels fallen. Wohl meinten die Unglücklichen, sie müssten unter der Wucht des Fürchterlichen zusammenbrechen, aber ein Blick in das unheimliche Gesicht ihres grausigen Spielgenossen belebte die sinkenden Geister wieder.

Unterdes wurden die armen Spieler von ihren Frauen gesucht. Eine derselben fand sie endlich in der Höhle. Sie erkannte bald den unheimlichen Gesellen. In rasender Eile läuft sie zum Geistlichen des Ortes und teilt ihm das Ungeheuerliche mit. Unverzüglich eilt dieser zu der Höhle, um seine verirrten Schäflein aus den Klauen Satans zu befreien. Und es war die höchste Zeit, denn schon tagelang dauerte das grausige Spiel.

Als der Pfarrer die Höhle betrat, wurde der Pferdefußbesitzer unruhig. Der unerschrockene Seelenhirte aber hielt das Kreuz als Zeichen der Erlösung in der erhobenen Rechten und befahl dem Fürsten der Finsternis, die Männer freizugeben und die Höhle zu verlassen. Beim Anblicke des Kruzifixes sprang Satan mit entsetzlichem Geheul auf. In wilder Wut zerriss er den Felsen und entfloh durch die entstandene Öffnung.

(Mit dieser Öffnung ist der enge Ausgang im oberen Teil der großen Höhle gemeint. An der Außenseite dieser Öffnung hat der Teufel einen Abdruck seines Pferdehufs hinterlassen. Die Mär, dass dieser Teufelstein ein Heilstein sei, ist aber erst in den 1990er Jahren aufgekommen. Rheumakranke sollen eine Hand auf den Fußabdruck legen und diese dann auf die schmerzende Stelle legen und der Schmerz verschwindet.)