Felsenbilder in der Rureifel
Bearbeitet von Sophie Lange
Fotos: Willi Schillings
von Willi Schillings: Auszug aus Band I: UFOs im Dreiländereck, 1993
sowie aus Band II: UFOs und alte Steine, 1995„
Auszug Band I
Funde im Rurtal
Felsritzungen im Rurtal
Deutung und wissenschaftliche Analyse
Felsenbilder in alten Kirchen
Auszug Band II
Kultsteine mit Felsenbildern
Felszeichnungen in Luxemburg
Felsenbilder im Rurtal
Steingravuren in Kirchen
Auszug Band I „UFOs im Dreiländerecke“
Sechs Speichen hatte ein Rad aus feinkörnigem Sandstein, das kurz vor dem Zweiten Weltkrieg in Niederzier, Kreis Düren, als Fragment gefunden wurde; 34 cm Durchmesser bei einer Dicke von 7 cm. Ein Rad ist Attribut des keltischen Radgottes, den die Römer mit dem Namen des Jupiters übersetzten und war „ein Symbol des sich drehenden Himmels und damit auch der Zeit.“
J. Gerhards, Vorchristliche Religionen und ihre Steindenkmäler im Kreis Düren, Aachener Volkszeitung, Ausgabe Düren, ca. 1939-49
Auf vorzeitlichen Schalensteinen und auf Felsenritzungen rund um Nideggen/Düren befinden sich Kreise, Ringe, Kreuze, Radkreuze, kreisrunde Schalen, Näpfchen, Linien, Rillen, Schriftzeichen, Sinuskurven, Pfeile, Dreiecke, Quadrate, Rauten sowie geometrische und möglicherweise auch astronomische Zeichen und Symbole.
Schalensteine, auch Rillen- oder Näpfchensteine genannt, im Volksmund als Opfer- oder Altarsteine bekannt, sind meist Findlinge und in der Nähe von Megalithdenkmälern anzutreffen (z. B. in Stonehenge). Sie bestehen oft aus Granit oder dem Gestein, das die Natur gerade anbietet. Von unseren unbekannten Vorfahren wurden geheimnisvolle Zeichen in mühsamer Kleinarbeit eingerieben, eingeschliffen oder eingeritzt. Die Wissenschaft ordnet sie unter Felsenbilder ein.
Die Erklärungen für die Gravierungen unterscheiden sich sehr stark. Sie gehen von Opferschalen für Blut oder andere Flüssigkeiten über Heil- und Fruchtbarkeitsriten (kinderlose Frauen setzten sich auf die Steine) bis zur Darstellung astronomischer Symbole oder Vorgänge. Über den tatsächlichen Sinn gibt es nur Spekulationen.
Funde im Rurtal
1934 fanden Arbeiter bei Rodungen eines alten Eichenwaldes am Westhang der Mausauel, etwa 400 m östlich des Rurstausees bei Obermaubach, einen alten Runenstein, wie sie sich ausdrückten. Man informierte den Kreispfleger für kulturgeschichtliche Altertümer Jakob Gerhards. Dieser traute seinen Augen kaum, als er vor Ort einen uralten, von Menschenhand bearbeiteten, vierseitigen Pyramidenstumpf mit fast waagerechter Kopffläche aus heimischem Buntsandsteinmaterial entdeckte (Höhe 0,95 m, größte Länge 1,50 m). Der Forscher zog noch einen kompetenten Kollegen zu Rate und man war sich einig, einen über 4000 Jahre alten Schalenstein aus dem Neolithikum gefunden zu haben, auf dem unter anderem mehrere Kreisringe eingraviert waren. Das seltene und schöne Stück lag bis 1958 in der Nähe der Fundstelle, wo es einige Beschädigungen abbekam. Dann wurde der Stein in die Dürener Parkanlage Wallstraße (vor dem Leopold Hoesch Museum) transportiert und fand erst später eine würdige Bleibe in der kleinen archäologischen Abteilung dieses Hauses.
Felsritzungen im Rurtal
Die Gravierungen, zum Teil unter der Erdoberfläche liegend, zeigen in Form, Stil und handwerklicher Bearbeitung wesentliche Übereinstimmung untereinander mit dem Runenstein von 1934. Im Rurtal finden sich mehr gravierte Rillen (meist glockenförmig in Ost – Westrichtung verlaufend) als in anderen Gegenden, wenn auch die Ähnlichkeit mit norddeutschen, österreichischen, luxemburgischen und belgischen Ritzsteinen auf die gleiche Entstehungsepoche, meist das Neolithikum, hinweist.
Deutung und wissenschaftliche Analysen
Foto: Ein magisches Quadrat(?) auf dem Pilzstein im Kühlenbusch bei Nideggen, nachgezeichnet von Willi Schillings
Hier folgen nun kurz die häufigsten Gravierungen und einige Deutungen, von denen es natürlich verschiedene gibt: Näpfchen, meist als kultische, religiöse Symbole gesehen, haben mit Rillen verbunden wahrscheinlich einen geographischen oder astronomischen Sinn. Kreise, als Ringe oder Schalen dargestellt, wurden oft von alten Völkern als Symbol des Besitzes wie auch als Zeichen von Gestirnen verwendet. Radkreuze symbolisieren Sonne oder Himmel bzw. die dortige Anwesenheit der Götter.
Die Rillen in Ost-West–Richtung oder umgekehrt sind charakteristisch für die Steinzeitbewohner wie auch artefaktähnliche Symbole (Artefakte = Faustkeilwerkzeuge), die als Richtungshinweise gedeutet werden. Unter den Schriftzeichen befinden sich viele Buchstaben aus der altphönizischen Sprache und dem Runenalphabet. Ein Quadrat mit neun gleichen Feldern, hier des Öfteren zu entdecken, könnte aus dem vorgenannten Kulturkreis stammen. Mit Ziffern bestückt ist es als magisches Quadrat bekannt. Schon bei den Sabäern gab es eine Wechselbeziehung zwischen den Planeten und magischen Quadraten.
Bei meinen Recherchen stieß ich in den Bonner Jahrbüchern von 1964 auf einen Artikel der Archäologin Dr. Waltraut Schrickel mit dem Titel: Verzierte Felsplatten und Steine in der Gemeinde Abenden bei Nideggen, Kreis Düren. Auf zehn Seiten mit Fotos und Zeichnungen gab es von 19 Fundobjekten eine offizielle Untersuchung aus dem Jahre 1962. Ihr Fazit lautete: „So ergibt sich für die verzierten Steine von Abenden ein sehr geringes Alter. Ihre Entstehung fällt in die Neuzeit.“
Foto: Gravierte Quadrate am Kultfelsen Härscheslä bei Altlinster/Luxemburg
Wissenschaftlich war dieses Gutachten das Aus für die vorzeitlichen Felsenbilder bei Nideggen. Statt in einem Freilichtmuseum bewundert zu werden, vermodern sie weiter im Wald. Flechten, Steinfraß, Vandalismus und Umweltverschmutzung tun das Ihre dazu.
Felsenbilder“ in alten Kirchen
Im September 1943 entdeckte Pfarrer Pohl aus Blens/Nideggen († 1962) mehrere Rillen, Näpfchen und Schalen in den „mächtigen Sandsteinblöcken“ der Außenmauern des ältesten sakralen Bauwerks des Kreises Düren, im rund 1200 Jahre alten Turm der (alten) Kirche zu Wollersheim. Diese Ritzungen fand ich im Turmgemäuer der Südseite wieder, wenn auch etwas angenagt vom Zahn der Zeit. (Maße lt. Pohl: 14 x 7 x 3 cm Tiefe). Die linke Schale trug damals ebenfalls ein Kreuz und beide, wie Pohl meinte, verschleierte bzw. veränderte Sonnenräder, die zu christlichen Symbolen umfunktioniert worden waren. An der Westseite des Turmes entdeckte der Forscher ein weiteres Sonnenrad.
Nach Pfarrer Pohls Meinung sind Kultsteine vom Erbauer des Gotteshauses, dem Missionar Willibrord, den heiligen Orten der untergegangenen Stadt Badua entnommen worden, um quasi die Kraft der alten Götter auf den neuen Gott zu übertragen. Auf diese Weise rettete er wahrscheinlich die Steine vor der Zerstörungswut Karls des Großen, der anno 789 in einem Kapitular die Vernichtung des Steinkultes anordnete.
Foto: Schalen und Zeichen im Gemäuer der alten Kirche von Wollersheim nachgezeichnet von Willi Schillings
Ähnliche Sonnenräder oder Kreuzringe entdeckte ich als Paar mit einem sechszackigen Stern in der Mitte der Turmmauern der alten Martinuskirche von Langerwehe. Auch hier fanden sich einige Näpfchen, Rillen und ein großes Sandsteinkreuz mit vier tiefen Schalen.
Bild: Sonnenräder (Radkreuze) im Turmgemäuer der alten Kirche in Langerwehe
Über dieses Bauwerk schrieb schon 1926 mein alter Lehrer Josef Schwarz, Hobbyarchäologe, Gründer und Errichter des Töpfermuseums in Langerwehe, in den Heimatblättern der Dürener Zeitung. Er zitiert Erzählungen, wonach dieses Gotteshaus in alten Zeiten ein Heidentempel der gewaltigen Stadt Gressenich gewesen sein soll, die wegen der Laster ihrer Bewohner ihren Untergang fand: „Nur das Dorf Gressenich (6 km südwestlich) blieb bestehen, desgleichen der heidnische Tempel auf dem Berge.“ Schwarz vermutet, ähnlich wie im Falle Wollersheim, dass die ersten Missionare im Rheinland (in Langerwehe soll es Martinus gewesen sein) den Rat des Papstes Gregor befolgten: „die alten Göttertempel nicht zu zerschlagen, sondern nach Zertrümmerung der Götzenbilder mit Weihwasser zu besprengen, mit Altären zu zieren und darin Reliquien der Heiligen niederzulegen!“
Weiter vermutet Schwarz auf dem Rymelsberg, dem Standort der Kirche, einen heiligen Hain der Germanen oder Kelten sowie einen Matronen- oder Wodanstempel (in den 60er Jahren führte er dort erfolgreiche Grabungen durch). Identische und ähnliche Gravierungen finden sich auf Steinen verschiedener Materialien an zahlreichen alten Kirchen und Burgen in Eifel und Ardennen.
Pfarrer Andreas Pohl zitiert bezüglich dieser Ritzungen Dr. Ernest Schneider aus Luxemburg, der anhand von christlichen Dokumenten aus verschiedenen Jahrhunderten (bis zum 9.) belegt, dass sich der Steinkult bis mindestens zum Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts hielt und den Gläubigen sogar gestattet wurde, ihre alten heidnischen Gravierungen in der Kirchenmauer unterzubringen.
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[Bei Willi Schillings folgt an dieser Stelle eine kurze Abhandlung über die Matronentempel in Nettersheim und Nöthen/Pesch. Zu diesem Thema siehe „Matronen-Kultplätze“ auf dieser Homepage.
Außerdem folgt eine Abhandlung des Geobiologen Willi Brüll: Spuren keltischer Religion und
Mythologie bei Weyer“, siehe http://www.wisoweg.de/wingarden2/nachedition2003/weyer.html]
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Auszug Band II, Willi Schillings: UFOs und alte Steine, 1995
Kultsteine mit Felsenbildern
Kultsteine mit Schalen, Zeichen oder ähnlichen Gravierungen auf Felsplatten sind mit Megalithen verwandt, stammen oft aus derselben Ära und finden sich häufig in ihrer Nähe oder gar auf ihrer Oberfläche. Diese Gravierungen werden von der Wissenschaft unter dem Oberbegriff Felsenbilder zusammengefasst. Ihr ungewöhnlich häufiges Vorhandensein im Einzugsgebiet erklärt sich durch die Sandsteinvorkommen in den Tälern der luxemburgischen Schweiz, in der Nordeifel an Rur und Inde sowie in den Wäldern zwischen Aachen und Belgien.
Obwohl ihre Zeichen vielfach die einzige Botschaft unserer vorgeschichtlichen Ahnen sind, werden sie von der Archäologie meist stiefmütterlich behandelt. Heinz von Lichem, Herausgeber des faszinierenden Buches Die Welt der Felsenbilder in Südtirol von Dr. Franz Haller, bemerkt treffend im Vorwort allgemein zu Felsenbildern: „Ein von der Schulwissenschaft und beamteten Forschung vergessenes Kapitel, für das erneut das eherne Gesetz der Prähistorik zutrifft. Der Großteil aller weltweiten Forschungen wurde von Autodidakten geleistet, während die beamtete Wissenschaft auf Grund ihrer pragmatischen Tätigkeit der Feind jedes kreativen und wissenschaftlichen Fortschrittes ist!“
Felszeichnungen in Luxemburg
Speziell zum Luxemburger Land, wo Dr. Ernest Schneider in den dreißiger Jahren eine für unser Gebiet wohl einmalige Pionierarbeit auf dem Gebiet der archäologischen Felsenkunde, wie er es nannte, bewältigte, möchte ich zunächst Gleitfurchen beschreiben.
Der Name Gleitfurchen ist gewählt worden als Bezeichnung für gleisartige Furchen mit parallelen Rändern, die meist an geneigten Felsen von oben nach unten eingeschliffen sind. Sie kommen in unserem Gebiet nur auf Luxemburger Territorium vor, bis auf wenige kleinere Arbeiten auf der linken deutschen Seite der Sauer bei Bollendorf, das aber früher auch zum Großherzogtum gehörte. Die Länge der Gleitfurche misst dort bis 5,62 m, maximale Breite, 0,24 m und 0,34 m Tiefe.
Foto: Gleitrillen bei Lock/Eichelbour in Luxemburg
Der Verlauf der Furchen ist durchaus nicht immer gradlinig und parallel. Über Alter, Sinn und Herstellungstechnik gibt es nur Spekulationen. Die wohl bekanntesten Exemplare weltweit stammen aus Bolivien vom Berg El Fuerte, etwa 150 Kilometer von Santa Cruz. Sie haben eine Breite von 30 cm, verlaufen allerdings wie auch die Rillen von der Lock/Eichelbour bei Larochette/Lux. absolut parallel.
Auch die Insel Malta ist für viele derartige Funde bekannt, die dort sogar auf ebenen Felsen vorkommen, wie ich auch auf einem flachen Stein in der Nähe von Wéris (Belgien), dem Pays Bayard, entdeckte.
Felsenbilder im Rurtal
Ein umfangreiches und bisher wenig erforschtes Gebiet betrifft die Felsenbilder im obern Rurtal der Nordeifel zwischen dem Städtchen Heimbach und Maubach unweit der Stadt Düren. Diese sind eingemeißelt, gepickt oder gerieben in den mittleren konglomeratischen Sandstein im Gebiet der sogenannten Maubach–Mechernicher–Platte, wie die Geologen das Gebiet bezeichnen. Die Gravierungen, bis in die Jungsteinzeit zurückreichend, befinden sich hier auf Felsplateaus oder auf Schalen- und Zeichensteinen. Ihr Entdecker war in den dreißiger und vierziger Jahren Andreas Pohl aus Blens, ein Pfarrer im Ruhestand, der bis zu seinem Tod 1962 unermüdlich mit offenen Augen und Ohren für die Archäologie und Historie seiner Heimat tätig war.
Einige der interessantesten und wichtigsten Gravierungen sind hier beschrieben. Die Wanderung zu den archäologischen Felsen der Rur beginnt auf der Höhe der oberen Raffelsley östlich von Nideggen/Abenden im Bereich des geheimnisvollen Badewaldes und der Sagenstadt Badua. Ganz in der Nähe fand man mehrere Matronentempel mit Weihe- und Altarsteinen sowie Reliefs, außerdem etwa 120 kreisrunde Erdgruben, rätselhafte Grasringe, Ringwallanlagen, in der Vorzeit bewohnte Höhlen sowie archäologische Funde von der Steinzeit bis ins Mittelalter.
In der Nähe der Raffelsley entdeckte ich dicht unter dem Erdboden eine Steinplatte von 2,85 x 0,80 m Größe. Zunächst war ich der irrigen Ansicht, ich sei der erste Finder der Schalen, Rinnen und Zeichen, musste mich aber auf Grund eines Fotos aus Pohls Nachlass belehren lassen, dass dieser schon vor fünfzig Jahren von der Sache wusste. Sechs Rillen laufen in einer leicht eckigen Schalengrube von 12 x 13 cm bei 7 cm Tiefe fast strahlenförmig zusammen, weiter östlich befindet sich eine 12 cm tiefe, am Boden fast quadratische Vertiefung mit einer Zu- und Ablaufrinne. Dahinter befinden sich magische römische Zeichen. Am Südrand des Steines ist eine rechteckige Vertiefung der Größe 9cm x 14 cm, bis 8 cm tief, mit einer Rinne, die zu den anderen Schalensteinen und einem Abfluss zum Tal hinführt.
Vier weitere gravierte Steinplatten befinden sich auf der oberen Raffelsley. Eine der Platte hat eine Länge von 3,10 m bei einer Breite von 1,40 m. Sie ist ostwestlich angeordnet (typisch für vorzeitliche Gravuren in Bezug auf Sonnenaufgang und Sonnenuntergang), hat ebenfalls Schalen, Rillen, magische römische Zeichen und sogar Schleifrillen, die man in der Nordeifel fast nur noch in alten Kirchengemäuern findet. Sie sind die Spuren eines uralten Brauches, Schwerter, Messer, Lanzen und andere scharfe Gegenstände an Kultsteinen besonders wirksam zu schleifen.
Von der Raffelsley überqueren wir das Isimutstal und befinden uns knapp einen Kilometer nordwestlich auf dem Mittelberg bei Abenden unweit einer keltischen Ringwallanlage. Hier steht der wohl schönste und interessanteste Schalen- bzw. Zeichenstein der Nordeifelregion.
Bild: Steinplatte in der Nähe der Raffelsley (Kreidenachzeichung durch Willi Schillings)
Etwa 90 cm ragt er aus dem Boden bei einer Breite von 130 cm. Aus einer kleinen Schale im Zentrum der Oberfläche gehen strahlenförmige Rinnen nach West und Süd bis zum Boden. Auf der talwärts gerichteten Vorderseite ist neben magischen Zeichen der Römer und möglicherweise auch germanischen Runen eine schematisierte menschenähnliche Figur eingraviert. Auf der rechten Seite des Steines befindet sich etwas wie ein weibliches Geschlechtssymbol.
Wenige Meter entfernt sind auf zwei treppenartigen Steinstufen weitere interessante Zeichen sowie eine rechtwinklige quadratische Vertiefung, 10 x 10 cm und 4 cm tief angebracht. Auch hier finden wir die obligatorischen Zeichen der Römer. Es hat den Anschein, als ob jedes vorbeiziehende Volk seit Jahrtausenden hier seine Initialen hinterlassen habe.
Von Interesse bei den vielen Felsenbildern um den Mittelberg ist auch eine vier Meter große Felsenplatte auf einem drei Meter hohen Sandsteinblock am Westhang. Auch hier finden sich germanisch-keltische und römische Symbole sowie zweimal eine Swastika, ein als Sonnenzeichen bekanntes Hakenkreuz.
Bild: Willi Schillings an den Zyklopensteinen im Aachener Wald
Unsere Rundreise endet im Aachener Wald unweit des Grenzübergangs Köpfchen und den sagenumwobenen Hügeln Königsberg und Elleterberg. Hier liegen bereits auf belgischem Boden die großen erratischen Sandsteine, nach den Riesen der griechischen Mythologie, den Zyklopen, benannt. Natürlich sind die „Zyklopensteine“ seit Jahrtausenden Ziel und Objekt von Hobbybildhauern.
Etwa 100 m südlich befindet sich auf einem 2,60 x 1,80 m großen, 0,80 m hohen Stein eine große, fast zylindrische Schale: Durchmesser 37 x 34 cm bei 25 cm Tiefe.
Bild: Eine große, fast zylindrische Schale in der Nähe der Zyklopensteine im Aachener Wald
Vielleicht 150 m in entgegengesetzter Richtung wird es noch interessanter. Dort liegt in Erdhöhe ein Stein mit einer gleichmäßigen Wölbung von ca. 25 cm in der Mitte, die Größe beträgt 1,20 m x 0,70 m. Er hat eine stumpfe Spitze und auf seiner Oberfläche zwei parallele rechtwinklige Schalen, verbunden mit einer Rinne, die über die gesamte Steinoberfläche verläuft (11 x 6 bis 8 cm tief) und im rechten Winkel zur Längsrichtung des Steines steht.
Steingravuren in Kirchen
Bild: Stein mit Schalen und Rinne im Aachener Wald
Interessanterweise befinden sich die schönsten und eindrucksvollsten Steingravuren an und in alten Kirchen der Nordeifel. Es wurden hier vielfach römische, germanische und vielleicht auch vorzeitliche Bau- und Kultsteine sowie Reliefs in die Kirchenwände eingemauert. Die alten Kirchen wurden oft genug auf römischen und vorrömischen Tempeln errichtet, um so die Kraft der alten Götter auf den neuen Gott der Christen zu übertragen. Zum anderen hat das frühe Christentum seinen Gläubigen notgedrungen erlaubt, die alten heidnischen Steinbräuche an Kirchen zu zelebrieren, zum Beispiel das Schleifen von Schwertern, Messern und anderen scharfen Gegenständen (Ergebnis: Schleifrillen) und das Steinreiben, um das Steinmehl für Heilzwecke zu benutzen (Ergebnis: Näpfchen und Schalen).
Im Oktogon der Pfalzkapelle Karls des Großen in Aachen wurde viel Vorchristliches eingebracht, zum Beispiel die Bärenplastik der Waldgöttin Arduinna, den Merkur - Weihestein (früher in den Domfundamenten, heute im Treppenhaus des Stadtarchivs) und das Kosmosdiagramm Mühle, eingeritzt in die Marmorplatten des kaiserlichen Krönungsstuhles. Dieses Diagramm ist das Zeichen der Weltordnung; denn der Herrscher saß direkt darauf und besaß so die Macht über die damalige Welt.
Foto: Das Kosmosdiagramm Mühle, eingeritzt in die Marmorplatten des kaiserlichen Krönungsstuhle in Aachen
Foto: Medusa (?) in der St.-Martins-Kirche in Drove
Die wohl schönsten Kopfreliefs befinden sich in Drove und Lendersdorf, im Rurtal unweit von Düren. Beginnen wir in Drove an der St.-Martinskirche. Neben einer alten Motte mit Wassergraben und vielen schönen alten Grabkreuzen sind drei Flachreliefs von besonderem Interesse. Geht man durch das rechte Einfriedungstor, so ist linker Hand, rechts neben dem Turmeingang in 1,65 m Höhe, ein 18 x 18 cm großer Sandstein mit einem 7 cm hohen, wohl romanischen Männerkopf. Entlang der Kirche weitergehend, kommt man an eine Tür im Seitenschiff, an der sich rechts und links in 1,70 m Höhe je ein identisches, spiegelbildliches Kopfrelief befindet. Auffallend sind die Hamsterbacken des 11 cm hohen und 12 cm breiten Kopfes in gelbem Sandstein. Selbst die Schwarzfärbungen an Wangen und Hals sind bei beiden Abbildungen identisch. Experten für griechisch – römische Geisterwesen, denen ich die Fotos zeigte, vermuten eine Abbildung der griechischen Medusa, vielleicht daher auch die zweite spiegelbildliche Arbeit. Der Sage nach erstarrte jeder zu Stein, der ihr ins schlangenumzüngelte Antlitz sah, außer man schaute sich die Dame im Spiegel an.
Fünf Kilometer nordwestlich im Dürener Vorort Lendersdorf steht die für mich interessanteste Eifelkirche, dem Lichtbringer und Erzengel Michael geweiht, den Pfarrer Pohl mit dem Eifelmissionar Willibrord gleichsetzt. Pohl glaubte, dass die Michaeliskirchen in Lendersdorf, Berg und Wollersheim vom Eifelmissionar eigenhändig gegründet wurden, was auch die reichlich vorhandenen vorchristlichen Symbole und Reliefs in den Außenmauern dieser Gotteshäuser erklären würde.
An der südlichen Schiffseite der Lendersdorfer Kirche schaut in etwa sieben Metern Höhe aus der Mauer des rechten Vorbaus ein lebendgroßer männlicher, romanisch aussehender Kopf hervor, ein weiterer an der Chorstirnseite (östlich) über den Fenstern.
Bild: „Köpfe“ an der St.-Michaeliskirche in Lendersdorf
An der gleichen Seite befindet sich neben einer alten Tür in 0,90 m Höhe ein rostfarbener Sandstein mit einer seltsamen feinen Ritzung, 23 cm hoch und 13 cm breit.
Rätselhaftes erwartet uns auch an der St. Andreas-Kirche in Stockheim, südöstlich von Düren, einem baufälligen Gebäude, das schon lange auf seine Renovierung wartet. Schon in der
Einfriedungsmauer entdecken wir viele alte Grabkreuze und Steine, u. a. eine doppelte Spirale, wohl auch ein Sonnensymbol.
In der südlichen Turmmauer steckt in einigen Metern Höhe halb eingemauert eine etwa 0,40 m dicke Steinkugel.
Ritzung an der Kirche in Lendersdorf
Unweit meines Wohnortes Langerwehe, an der Landstraße 13, liegt heute fast unbeachtet die Geicher Nikolauskapelle, eines der ältesten sakralen Gebäude des Kreises Düren [12./13. Jahrhundert], im Mittelalter ein Gasthaus an der Heerstraße Köln–Aachen. Neben vielen alten Gravierungen ist auf der Rückseite (Süd) an der Ostecke in etwa drei Metern Höhe ein verwitterter Sandstein eingemauert, der eine stehende bärtige Gestalt zeigt, den griechisch – römischen Gott Merkur oder Herkules. [Das Relief stammt wahrscheinlich vom Sockel einer Jupitersäule aus dem 2./3. Jahrhundert.]
Gegenüber an der Westecke befindet sich ein weiterer Sandstein, der ebenfalls als Flachrelief eine männliche Gestalt zeigt. Ganz in der Nähe in westlicher Richtung soll früher ein ungewöhnlich großer Heidenstein gelegen haben. Da er zum Wegschaffen zu schwer war, wurde er anlässlich einer Flurzusammenlegung durch Untergraben im Erdreich versenkt.
Bild: Steinkugel in der Kirchenmauer in Stockheim
Bild: Die Geicher St.-Nikolaus-Kapelle und der griechisch-römische Gott Herkules
Zum Schluss unserer Eifelkirchenrundreise gehen wir in die Luxemburger Schweiz und zwar zum Ort Berdorf am Rande des Müllertals. In der dortigen Kirche hat der Altar einen interessanten Grundsockel aus Stein, der von allen vier Seiten Flachreliefs von vorchristlichen Göttern zeigt. Es sind Minerva, Juno, Apollo und Herkules abgebildet. Die Gesichter sind zerstört. Man glaubte durch die Zerstörung die magische Kraft der alten Götter zu brechen.
Foto: Vier Flachreliefs von vorchristlichen Göttern in der Kirche von Berdorf/Luxemburg