Bouderath
Sagen und alte Dorfgeschichten
zusammengetragen und bearbeitet von Sophie Lange
Unterirdischer Gang
Heidnischer Tempel
Das Jonaskreuz an einem alten Kreuzweg
Der Hollerberg
Et Jriemesdier
Unterirdischer Gang
Aus einem Bericht des Volkskundlers Gottfried Henßen : Sagen aus der Nordeifel. In: Eifel-Kalender für das Jahr 1935, Seite 58
Von der Bouderather Kirche aus soll ein unterirdischer Gang zur Quergsley bei Frohngau führen.
Heidnischer Tempel
Aus der Pfarrchronik: 175 Jahre Pfarrgemeinde St. Gertrud Bouderath, 1979, Seite 17
In einem Inventarverzeichnis vom 7. Juni 1833 heißt es: Über den Ursprung sowie über das Geschichtliche dieser Kirche sind keine Dokumente vorhanden. In dem Archive der vormaligen Grafen von Blankenheim, deren Souveränität der Ort Bouderath angehörte, sollen sich Schriften vorgefunden haben, gemäß welchen die hiesige Kirche zu jener Zeit, als die benannten Grafen von dem Heidentum zu dem Christentum übergegangen, entstanden sei. Selbst das Schiff, ein äußerst festes Mauerwerk, sieht man als einen Überrest eines heidnischen Tempels an.
Das Jonaskreuz an einem alten Kreuzweg
Aus der Pfarrchronik: 175 Jahre Pfarrgemeinde St. Gertrud Bouderath, 1979, Seite 23 und der Dorfchronik 1100 Jahre Roderath, Seite 100
Wo die Wege Bouderath - Holzmülheim und Roderath sich kreuzen, steht seit langen Jahren das sogenannte "Jonaskreuz" - vielleicht um 1700 errichtet von der damaligen Pächterin der Schochermühle, einer Familie Jonas. Mehrmals (1804 und 1922) wurde das verwitterte Kreuz erneuert. Nach dem II. Weltkrieg (1950) wurde hier ein gut fundamentiertes Holzkreuz aufgestellt. Das Jonaskreuz ist Ziel und Mittelpunkt einiger Prozessionen an bestimmten Tagen. Die dabei stehende Linde wurde 1928 errichtet.
Der Hollerberg
Aus verschiedenen Quellen: Bonner Jahrbuch 1996, Seite 545 und 552- Heinrich Dittmaier: Rheinische Flurnamen, Bonn 1963, Seite 112/113
Südöstlich von Bouderath, zwischen dem Ort und der B 51, nördlich von Holzmülheim, liegt der 501 m hohe Hollerberg. Hier finden sich Fossilien wie Brachiopoden- und Korallenreste. Funde aus der späten Jungsteinzeit/frühen Metallzeit erzählen von einem vorgeschichtlichen Siedlungsplatz an dieser Stelle. Aus der jüngsten Vergangenheit beherrschen gesprengte Bunker und Westwallstellungen (Unterstände für die Bedienungsmannschaft) den südlichen Ausläufer des Hügelgebietes.
"Hollerberge" werden gerne mit der Brunnengestalt Frau Holle in Verbindung gebracht. Diese Märchenfigur, deren Reich tief in der Erde ist, hat ihre Vorgängerin in einer keltischen und germanischen Unterweltgöttin, wie sie zum Beispiel als Helic in den Sagen der Kakushöhle vorkommt. Auch die gallorömische Göttin Hludana, die auf römischen Votivsteinen von Iversheim genannt wird, ist mit der Märchenfrau verwandt. So kann auch der Name des Hollerbergs bei Bouderath die Erinnerung an alte Mythen beinhalten.<br><br>
Eine weitere Deutungsmöglichkeit gibt der Holunderstrauch, der als "Herrgottsapotheke" in der volkstümlichen Heilkunst eine große Rolle spielte. Dieser Strauch, der früher an jedem Haus wuchs, wird auch Holler genannt, so dass der Hollerberg auch ein "Holunderberg" sein kann.
Das ganze Gebiet am Hollerberg und rund um das Jonaskreuz ist heute ein beliebtes Wandergebiet.
Et Jriemesdier
Aus der Pfarrchronik: 175 Jahre Pfarrgemeinde St. Gertrud Bouderath, 1979, Seite 38
Der Sage nach zeigte sich in der Gegend um Münstereifel oft ein großer, zottiger Hund, der in dunklen Nächten dem einsamen Wanderer auf den Rücken sprang. Man nannte diese Spukgestalt "Et Jriemesdier" = grimmiges Tier (grim, althochdeutsch = schrecklich, wild; grima, germanisch = Maske, Gespenst). Grimir heißt im germanischen Norden der Bock. Auch Odin und ein Riese werden so genannt.
Tiergespenster
Ausschnitt aus: A. Wrede: Rheinische Volkskunde, 1922, Seite 141
Für gewöhnlich sind es gespenstische Vierfüßler, die die Menschen heimsuchen, Weit und breit bekannt, auch als Brunnenfigur verewigt, ist das „Bahkauf“ (Bachkalb)in Aachen, ein Untier mit dickem Kopf, feurigen Augen und langem Schweif. Nachts spät heimkehrende Männer sollen von ihm angefallen werden. „Et Bahkauf kömt“ ist noch heute ein Schreckruf der Kinder.
Im Jülicher Lande zeigt sich das „Zöbbelsdier“, ein großer, zottiger Hund, der dem nächtlichen Wanderer auf den Rücken springt und sich eine Strecke weit tragen lässt.
Ein Seitenstück zum „Zöbbelsdier“ ist ein hundartiges Ungetüm, das in Münstereifel noch bis vor einigen Jahrzehnten „lebendig“ war, „et Jriemesdier met jlönije (Ooge on jlönige Zäng“, tagsüber in den unterirdischen Gängen zwischen der Burg und der Stadt seine Schlupfwinkel hatte, nachts aber einsame Wanderer in Not und Schrecken jagte.
In solchen gespenstischen Tieren, die entweder von vornherein als Ungetüme erscheinen oder zu solchen auswachsen, wie Zentnerlast auf dem nächtlichen Wanderer hocken und hängen oder dem Fuhrmann auf der Karre sitzen, dass er nicht von der Stelle kommt, und plötzlich wieder verschwinden, erblickt das Volk auch wohl ruhelos umherziehenden Seelenspuk, der auf dem Glauben das irdische Fortleben der Seele beruht.