Wie das Teufelsloch im Hirnberg entstand
Nacherzählt von Sophie Lange
Wandert man von Gilsdorf kommend in das Eschweiler Tal, so sagt uns ein Straßenschild, dass wir uns in der Nähe vom „Teufelsloch“ befinden. Zur rechten Seite erhebt sich der 456 m hohe Hirnberg. Manche glauben, die Bezeichnungen Hirnberg und Hornbach, einer der Quellbäche des Eschweiler Bachs, seien verwandt und meinten beide das Gleiche: der Teufel hat hier sein Reich.
Überqueren wir nun den Eschweiler Bach, die alte Notinna, und gehen rechts den Waldweg am Fuße des Hirnbergs entlang, dann sehen wir bald am Hang das Teufelsloch. Allerdings muss man die Augen offen halten, damit man nicht vorbeiläuft an der kleinen, fast zugewachsenen Höhle. Dieser unterirdische Raum sowie ein großer Teil des Eschweiler Tals gehören zu Nöthen.
Urkundlich erwähnt ist das „Deuffelsloch“ erstmals 1571 im „Scheffenbuch zu Nöetenn“ von 1563-1660: „ein stück Landtz neben dem ossen landt in Deuffels loch, Karfreitag 1571“. So ist es in einem Transkript von Matthias Strick, Nöthen, vom Jahr 2000 nachzulesen.
Teufelsteine in Witscheiderhof
Die Entstehung des Teufelslochs hat der mündlichen Überlieferung nach mit der Erbauung der Kapelle auf dem Michelsberg zu tun. Für den Bau der Michelskapelle hat der Höllenfürst ja bekanntlich Steine heran geflogen. Er wusste nur nicht, dass es eine Kirche werden sollte und hat gedacht, es entstünde ein Gasthaus. Doch als er erkannte, dass man ihn hinters Licht geführt hatte, ist er so wütend geworden, dass er den ganzen Krempel – vielmehr die Steine – hingeworfen hat. „Am Weißenstein“, um genau zu sein in einer Wiese in Witscheiderhof, liegen die Teufelsteine heute noch. Wenn man ein bisschen die Fantasie spielen lässt, erkennt man Teufelskrallen.
So erzählt man die Sage in der Mutscheid. In Nöthen und Gilsdorf kennt man jedoch noch die Fortsetzung der satanischen Geschichte. Also, der Teufel war seine Steine los und flog wutentbrannt in Richtung Norden. So kam er zum Hirnberg. Hier wollte er sich ausruhen, landete auf der flachen Kuppe, streckte seine müden Knochen aus, verlor den Halt und polterte kopfüber-kopfunter den Berg hinab. Dem Teufel ergeht es nämlich genauso wie dem Menschen: Wenn einmal der Wurm drin ist, dann geht alles schief.
Wäre der Teufel nun in den Eschweiler Bach geplumpst, hätte sich vielleicht sein höllisch-heißes Geblüt abgekühlt. Aber er donnerte auf harten Felsstein und so etwas tut auch einem Teufel weh. So steigerte sich seine Wut ins Unermessliche. Er rappelte sich auf, fluchte „Zum Teufel noch mal!“ und gab dem Hirnberg – der doch gar nicht dafür konnte – voller Wucht einen Fußtritt und so entstand das Teufelsloch.
Wie weit die Höhle in den Berg hineinführt, weiß niemand zu sagen, denn keiner traut sich in das Teufelsloch hinein. Es könnte ja sein, dass der Böse sich darin verkrochen hat und noch immer schlecht gelaunt ist.
Nach Erzählungen aus Nöthen und Gilsdorf
Vom Jahr 1900 ist folgende Version überliefert:
Oberhalb der Nöthener Mühle ist das Teufelsloch, eine etwa 12 m tiefe unterirdische Höhle. Vor der Höhle hat zu gewissen Zeiten ein Geldfeuerchen gebrannt. Nun kam mal aus der Höhle ein altes Männchen gelaufen, das trug ein kleines Mützchen und ein ledernes Schürzchen. Es schaufelte sich einen Haufen Geld in das Schürzchen und rief: „Nun habe ich genug davon.“
Dann ist es wieder in das Loch hineingelaufen. Von der Zeit an hat das Geldfeuerchen nicht mehr gebrannt.
Gottfried Henßen: Sagen, Märchen und Schwänke des Jülicher Landes. Aus dem Nachlas Heinrich Hoffmanns, Bonn 1955, Nummer 312, Seite 181, nach einer Mündlichen Überlieferung von Schmitz Nöthen aus dem Jahr 1900
Teufelsloch Nachtrag 2016
Im Mai 2016 berichtete mir ein Mann aus Amsterdam, der durch das Eschweiler Tal gewandert war, per Email, dass er auch das Teufelsloch besucht hatte. Leute aus „hiesiger Gegend“ hätten ihm erzählt, dass in den 1970er Jahren ein Kind in die Höhle gekrochen sei. Es sei darin verschwunden und nie wieder aufgetaucht.
Trotz eifriger Recherche, mit Hilfe von Harald Bongart, Bad Muenstereifel und Matthias Strick, Nöthen, ließ sich ein solches „Drama“ nicht als tatsächliches Ereignis belegen. Es scheint sich also eher um eine Fantasiegeschichte oder Sage zu handeln. Vielleicht hat man den Kindern auch gedroht: „Kriecht nicht in das Teufelsloch. Da ist mal ein Kind hinein gekrochen und nie mehr raus gekommen. Wer weiß, was der Teufel mit dem Kind gemacht hat.“
Mit solchen Horrorgeschichten machte man in der Vergangenheit den Kindern Angst und hielt sie somit von gefährlichen Abenteuer fern.
In der Schulchronik von Nöthen (Transkription Matthias Strick) berichtet Lehrer Parsch von einem Schulausflug im Jahr 1878. Er beschreibt dabei auch das Teufelsloch:
„Sodann wurde der Heimweg angetreten. Am Fuße der Nordseite des Berges (Hirnberg) befindet sich das sogenannte Teufelsloch, worüber allerhand gespensterhafte Sagen im Volksmund verbreitet sind. Es ist dies eine enge, nicht sehr lange Höhle, vermutlich der teilweise zugefallene Stollen eines alten Bergwerkes. Diesem nun wurde auf dem Heimwege noch ein Besuch abgestattet. Die mutigen Knaben krochen in die Höhle hinein und stimmten im Innern ein Lied an, während die Mädchen draußen den Begleitern die Hüte mit Blumenkränzen schmückten.“
Von diesem Ausflug sind alle Kinder heil nach Hause gekommen.