Zwei Frauen von Welt
Zwei Frauen von Welt (von Joachim Schröder)
(veröffentlicht 2006)
Nimsreuland. Nicht mit Reichtümern gesegnet, aber reich an ideellen Schätzen: Die Schwestern Nora und Else Pfefferkorn sind bis heute „Eifel-Berühmtheiten“. Durch ihr unterschiedliches Wirken – Nora war Fotografin, Else Weblehrerin – leben ihre Namen in der Eifel fort.
Fährt man heute durch den Nimstalflecken Nimsreuland, stößt man von Gesotz kommend auf den „Pfefferkornweg“. Dieses Wegeschild weist auf zwei bedeutende Frauengestalten der Eifel hin, die im vergangenen Jahrhundert ihre Spuren hinterließen: Nora und Else Pfefferkorn, zwei echte „Frauen von Welt“.
„Hier bewohnten die beiden Junggesellinnen ein Häuschen, zuvor wohnten sie in Heisdorf“, weiß Margarete Schal (94 Jahre) aus Nimsreuland, die einen guten Kontakt mit den Damen pflegte. „Sie waren beide hilfsbereit, offen und sehr beliebt“, sagt die Seniorin.
In ihrer Autobiografie erzählt Nora Pfefferkorn, dass sie an Weihnachten 1904 einen „Platten-Photo-Apparat“ und weitere Foto-Utensilien geschenkt bekam. „Meine ersten Aufnahmen machte ich von unserem Hause, von den Eltern, Geschwistern und Nachbarn. In Trier bildete sie sich fort und wurde so zu einer Meisterin ihres Fachs. Vor allem Menschenporträts und Situationen auf dem bäuerlichen Arbeitsleben machte sie zu ihrem Lieblingsthema.
Zum Fotografieren kam hinzu, dass Nora die Heimat, die Dorfbewohner, das Leben und Wirken der Menschen schätzte und liebte. „Ich fühlte mich bei ihnen wohl“, schreibt Nora Pfefferkorn, die ihrer Heimat eng verbunden blieb. Durch die weitere Verfeinerung der Technik und durch die Themenwahl schuf sie letztlich ein fotografisches Gesamtwerk, das bis heute nicht nur einzelne Motive umfasst, sondern ganze Serien: Landschafts- und Ortsporträts, dazu Bildsequenzen vom Weben und schließlich alte Möbelstücke.
Noras Neugierde und Interesse war groß, ihr technisches Können fast perfekt. Sie wollte nahe an die Menschen heran: „Ich habe bei meinen Arbeiten immer großen Wert darauf gelegt, das Abgebildete so natürlich wie möglich zu halten.“
Ihre Schwester Else würdigt die bekannte Eifel-Schriftstellerin Sophie Lange in ihrem Buch „Als feines Fräulein hinterm Pflug wie folgt: „Else Pfefferkorn (1894-1979) war eine bemerkenswerte Frau: künstlerisch und schriftstellerisch begabt, äußerst natur- und tierliebend, gebildet und vielseitig interessiert, dabei einfach und anspruchslos. Als Tochter aus gutem Hause wuchs sie in Trier auf. Während des Ersten Weltkrieges übernahm sie freiwilligen Arbeitsdienst in der Landwirtschaft in einem kleinen Betrieb in Euren bei Trier, später auf einem größeren Gut in der nördlichen Voreifel. Ihre Erlebnisse, Empfindungen und Erfahrungen hat sie 1916 und 1917 in zwei autobiographischen Erzählungen niedergeschrieben, die einerseits landwirtschaftliche Arbeiten von einst dokumentieren, andererseits durch frische und humorvolle Schilderungen eine unterhaltsame Lektüre bieten.“
Die Biographie von Sophie Lange zeigt, wie Else Pfefferkorn nach dem Zweiten Weltkrieg als allein stehendes „Fräulein“ ihr Leben meisterte. Als Wanderlehrerin und Webmeisterin verdiente sie den Lebensunterhalt für sich und ihre Schwester Nora. Else hielt in der ganzen Eifel Haushalts- und Webkurse, wobei sie ihr Selbstbewusstsein und ihre Lebensfreude auf die Frauen und Mädchen übertrug.
Bedingt durch die Wirren der Zeit war Else nicht mit Reichtümern gesegnet, aber durch ihre Liebe zur Natur, zu Mensch und Tier führte sie ein erfülltes Leben. In Nimsreuland engagierte sie sich für die alte Eifeler Webkunst, für Natur, Umwelt, Völkerversöhnung und die Weltsprache Esperanto.
(Für die Genehmigung zur Veröffentlichung auf dieser Website bedanke ich mich herzlich bei Herrn Joachim Schröder, Pronsfeld. http://www.joachim-schroeder.com/ )