Plattkalle

Heute sagt man, Mundart ist in,
Volkssprache hat einen tieferen Sinn.
Als ich ein Kind war vor vielen Jahren,
meine Eltern da anderer Meinung waren.
Sie ermahnten mich stets, schön zu sprechen,
denn Plattkalle würde sich später mal rächen.
Nur das Schreibdeutsch sei zukunftsorientiert,
drum haan ich Plattkalle nie richtig jeliert.

Diese Bildungslücke, das gebe ich zu,
die lässt mir bei Tag und bei Nacht keine Ruh´.
So versuch ich es mit da-jö, hü ond haar,
küüme ond rühme ond Kullang für de Maar.
Doch babbele ich schnaggewäsch einfach los,
dann ernte ich spöttisches Lachen bloß.
So habe ich mich schon manchmal blamiert,
denn Plattkalle haan ich nie richtig jeliert.

Ich würde es viel weiter bringen,
könnte ich in Mundart sprechen und singen.
Ich würde Eifeler Verzällcher schreiben
und wie de Bläck Fööss Lieder in Platt vertreiben.
Doch draran haben meine Eltern nicht gedacht,
als sie mir das Dialekt so mies gemacht.
So bleibe ich klein, da hochdeutsch-liiert,
denn Plattkalle haan ich nie richtig jeliert.

Verstehen kann ich alles, ihr leve Lück,
schwaad ihr die Schnüss och noch esu flück.
Doch geb´ich beim Sprechen die größte Mühe mir,
dann heißt es nur: "Ihr sett ävver net von hier!"
Plattkalle is doch kee kittche komplizeert,
und jeder kleenste Köttel dat frech ordeneert.
Doch mein Dörjeneen wird bestimmt nicht prämiert,
denn Plattkalle han ich nie richtig jeliert.

(Die Eifel 1/1991)