Das Wort Matrone
Der Begriff Matrone ist zwar heute noch im deutschen Sprachgebrauch bekannt, verschwindet aber immer mehr aus unserem Wortschatz. Bei Befragungen assoziieren die meisten die Matrone mit einer älteren Frau, die schwer an der Last der Lebensjahre und der Schwere ihres Körpers zu tragen hat. Der Matrone wird unterstellt, dass sie ihre Position als eigenmächtige Hausvorsteherin nicht an ihre inzwischen erwachsenen Kinder abtreten will und dass sie die Hausbewohner tyrannisiert, allerdings nicht durch Worte oder Taten, sondern allein durch ihre matronale Haltung. Und doch schimmert bei dem Wort Matrone auch heute noch etwas von Macht und Magie der weisen Alten durch. Das lateinische Wort matrona meint jedoch ausschließlich eine einflussreiche, verehrungswürdige Dame, deren Lebenserfahrung und Weisheit gefragt sind. Bei den Römern bestimmte die „matrona“ als Vorsteherin des Hauses auch die religiöse Ausübung. Die Gottheit der Hausherrin war für Familie, Kinder, Hausangestellte und Sklaven bindend.
Gebräuchlich war das Wort Matrone auch in Bezug auf heilige Frauen, die als Jungfrauen, Witwen und Matronen unterschieden werden. Die heiligen Matronen waren Frauen, die im Stande der Ehe starben. Sie stellen den kleinsten Prozentsatz in der Schar der weiblichen Heiligen. Es scheint also gar nicht so einfach zu sein, gleichzeitig verheiratet und heilig zu sein.
Verschwunden aus unserem Wortschatz ist die Bezeichnung Matrone für den Begriff Beschützerin. Die Schutz-Matrone wurde während einer frauenfeindlichen Sprachentwicklung zur Schutz-Patronin. In dieser Wortvergewaltigung bestimmt allein das Anhängsel „in“ die Weiblichkeit.
Weit zurück führt der Weg in die Zeit, als Matronen noch Göttinnen waren. Unter dem Sammelbegriff Matronen wurden sie von den Römern verehrt, die von der einheimischen Bevölkerung die religiöse Vorstellung von drei segenspendenden, weiblichen Wesen übernommen hatten. Vor allem Legionäre und zugewanderte Bevölkerungsgruppen stifteten den drei Schutzgöttinnen steinerne Altäre.